Artist of the month: Karl Karner

Anfassen bitte!

Der österreichische Künstler Karl Karner zeigt gerade die Ausstellung Brutbladd _ the Horse eats with me (bis 20.11.) in der Wiener Galerie Kandlhofer, wo er unter anderem Aluminiumskulpturen und Nashornmist ausstellt. Hier beantwortet er unsere fünf drängendsten Fragen.

Text: C/O Vienna Magazine

„Pflanzen gießen kann auch spannend sein.“

Lara Ritter: Drei Sätze zu Deiner Kunst bitte!

Karl Karner: Ich bewege mich in den Bereichen Skulptur, Installation, Performance und Mode und spiele mit den Erwartungshaltungen, die die Personen in Bezug auf das jeweilige Medium haben. Objekte erwartet man sich ja eher in Ausstellungen und Körper eher im Theater. Ich drehe das ganze immer wieder mal um und habe auch schon Performances gemacht, bei denen überhaupt keine Personen involviert waren, sondern nur Objekte und Videos.

Für Deine „Brutbladd-Series“, die Du aktuell in der Galerie Kandlhofer zeigst, kreierst Du kontinuierlich Skulpturen, die befüllt werden können. Titelgebend für die Werkgruppe ist das Brutblatt, ein Gewächs, in dem Goethe das Göttliche zu finden meinte. In die Öffnungen deiner Skulpturen stellst Du unter anderem kleine Fichten. Was ist die Idee dahinter?

Ich möchte die Betrachter involvieren. Die Fichten etwa, können sie entweder gießen oder verdursten lassen. Da geht es einerseits um ethische Fragen, andererseits möchte ich auch dazu anregen, alltägliche Handlungen zu vollziehen, die in diesem Setting in einem anderen Licht erscheinen und einen fast rituellen Charakter erhalten. Vermeintlich banale Tätigkeiten wie Pflanzen gießen, müssen nicht immer als Arbeit bewertet werden, sondern können auch spannend sein. 

„Nashornmist bewerten wir positiver.“

Eine Brutbladd-Skulptur hast Du mit Nashornmist versehen. Wie kam's dazu?!

Ich möchte dazu anregen, die Bewertungen zu reflektieren, die wir tagtäglich vornehmen. Unsere Ausscheidungen empfinden wir als schmutzig, Kuhfladen auf einer Alm riecht hingegen meist gut für uns. Auch Nashornmist bewerten wir positiver, weil wir ihn mit einem fernen Land verbinden, das Sehnsüchte in uns weckt. Wären Nashörner so alltäglich wie Fliegen, würden wir ihren Mist wohl anders „riechen“. 

Vor Deinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse von Heimo Zobernig hast Du Kunstgießerei studiert. Es gibt nur zwei Kunstgießereibetriebe in ganz Österreich. Wie fandest Du zu diesem seltenen Handwerk?

Ich habe drei Schwestern, eine davon war schon vor mir in die künstlerische Richtung gegangen und meine Mutter meinte, es reicht, wenn ein Kind Kunst macht. Also entschied ich mich fürs Handwerk und da nur zwei Kilometer von meinem Heimatort Feldbach entfernt ein Kunstgießereibetrieb war, entschied ich mich dafür. Ich war sofort begeistert und fing bald damit an, meine Arbeiten auszustellen. Erst mit 33 fand ich meinen Weg zu Zobernig. 

Welchen Stellenwert hat Handwerk in Österreich?

Die Wertschätzung fürs Handwerkliche ist uns leider ein bisschen abhanden gekommen. Wir bilden irrsinnig viele Designer aus, aber haben immer weniger die Leute, die die Entwürfe umsetzen können. Dadurch wird vieles in Billigproduktionslager im Ausland verlagert und die kollaborative Produktentwicklung vor Ort ist immer seltener möglich. Ich habe mich dem Thema mit der Arbeit „Überraschungseier, 2017“ gewidmet und Skulpturen ausgestellt, in die Skulpturen eingegossen waren. Die konnten die Besucher dann freiklopfen. Dieser Prozess des Arbeitens, des schmutzig Werdens und des Klopfens war eigentlich ganz lustig. 

Vielen Dank für das Interview!

Karl Karner (*1973 in Feldbach) arbeitet in Wien und der Steiermark als bildender und darstellender Künstler. Zunächst machte er eine Ausbildung als Kunstgießer, danach studierte er von 2007 bis 2012 an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse von Heimo Zobernig. Seit 2013 zeigte er eine Reihe an Einzelausstellungen in Galerien im In- und Ausland, bekannt ist er außerdem für seine Performances mit der Künstlerin Linda Samaraweerová, unter anderem im brut und Tanzquartier Wien. Noch bis 20. November ist seine aktuelle Ausstellung brutbladd in der Wiener Galerie Kandlhofer zu sehen. 

Die Street Fashion Malerin

Text: Lisa Peres

Auf Instagram werden täglich 80 Millionen Fotos täglich eingestellt. Sozusagen als Gegenkonzept betreibt die Ungarin Klára Petra Szabó einen – gemalten – Street Style Blog. Im Interview verrät sie, warum sie von ihrer Idee besessen ist und wie ein falscher Style im Kommunismus die Polizei auf den Plan rufen konnte. Persönliche Tipps für einen Trip nach Budapest gab es von ihr exklusiv dazu.

Dirndl & Zopf

Text: Antje Mayer-Salvi, Fotos: Vrinda Jelinek, Produktion: Nicole Adler, Stylist: Ilija Milicić, Hair Stylist: Nieves Elorduy, Models: Joya A., Helena (beide Stella Models), Vova, Ewelina, Annie (Das Deck), Studio: Roland Unger

DIRNDL und ZOPF – was hat es mit diesen traditionellen MODEPHÄNOMENEN auf sich, und wie sehr hat sich das Tragen von diesen in der Gegenwart verändert?