Die Fotografin des Monats: Susanna Hofer

Kitsch und Ironische Romantik

Wären die Fotografien von Susanna Hofer Literatur, wie würde man sie klassifizieren? Als romantische Gedichte? Durchaus findet sich viel Kitschiges, wie Blümchen und Perlen, in Susanna Hofers Werk. Das ist jedoch längst nicht alles, was die Arbeit der im Dorf der weißen Pferde geborenen Fotografin kann. Mit einer Gabe ausgestattet, interessante Kontraste zu erzeugen, bestechen ihre Arbeiten vor allem durch einen Blick für das Besondere und einer guten Portion Humor. Dass sich so viel Poetisches in ihren Fotografie findet, ist einem Zweitstudium der Literaturwissenschaften geschuldet, das sie auch in ihrer Herangehensweise beeinflusst. So dienen ihr etwa alte Handbücher zum deutschen Aberglauben, historische Bildarchive, sowie Herbarien, also Sammlungen von gepressten Pflanzen, als Inspirationsquelle.

Text: C/O Vienna Magazine

Was ist deine schönste Kindheitserinnerung?

Ich bin an einem See direkt an der Grenze zwischen der Steiermark und Kärnten aufgewachsen. Das Wasser dort erscheint dort oft sehr dunkel und bedrohlich, in manchen Stunden, wenn die Sonne richtig steht, fast gülden. Nach dem Baden im See waren Haare und Körper immer mit einer feinen, glitzernden Schicht (vermutlich vom vielen Quarzsand) überzogen und ich dachte wirklich lange, dass das Glitzerschuppen von irgendeinem Seemonster wären, so eine Art Superheldinnengabe, die mich unbesiegbar macht.

Wie oft schaust du in der Stunde auf dein Handy?

0-1.000.000 Mal, kommt drauf an, wie die emotionale Lage in meinen gefühlten 1000 WhatsApp-Gruppen ist. Gruppenchats haben extrem viel Potential zur Misskommunikation, weil alles ungleichzeitig passiert. Ich habe unlängst für ca. zwei Monate kein Handy verwendet, das hat aber letztendlich zu noch mehr Konflikten geführt. Diese Messengersysteme mit Schreiben und Warten, und Antworten, und wieder Warten, finde ich anstrengend und zeitraubend. Ich rufe die Leute in letzter Zeit einfach wieder an.

Digital oder analog?

Beides, mit einer Präferenz zum Analogen. Auch wenn es angestrengt klingt, analoge Fotografie hat etwas Magisches, und sie zwingt einen, etwas präziser zu arbeiten und genauer hinzusehen. Ich glaube auch einen Unterschied in meiner analogen und digitalen Fotografie zu erkennen. In meinen privaten Projekten fotografiere ich fast ausschließlich analog, bei Jobs steht mir oft meine chaotische Herangehensweise im Weg, da bin ich mit der digitalen Variante auf der entspannteren, sicheren Seite.

„Analoge Fotografie hat für mich nach wie vor etwas Magisches, digitale Fotografie geht aber einfach besser mit dem Zwilling-Sein, vor allem bei Jobs ist sie für mich die stressfreiere und sichere Wahl.“

Analoge Bilder auf Instagram posten? Ein Widerspruch?

Überhaupt nicht, ich poste oft analoge Bilder, Instagram funktioniert mittlerweile ja verstärkt auch als kommerzielle Präsentationsplattform, die oft Websites ersetzt, also sehe ich da keinen Widerspruch.

Wovor ekelst du dich?

Der aktuellen Regierung und Gebäck, das man in den Kaffee tunkt.

Wenn du fotografieren müsstest: Hochzeit oder Maturaball?

Das ist beides so ganz und gar überhaupt nicht mein Fall, aber müsste ich, würde ich den Maturaball wählen. Ich hoffe auch, dass ich mir den Zustand, nichts fotografieren zu müssen, aufrecht erhalten kann. Eine Hochzeit habe ich einmal so gar nicht nach den Wünschen der Hochzeitspaares erfüllt, da ging so gut wie alles schief, weil das auch noch die Hochzeit einer guten Freundin war, war das besonders furchtbar.

Welche Motive berühren dich und warum?

Ich schaue mir die meisten Bilder online oder digital an, und glaube, dass diese oft sehr schnelle Art der Rezeption bei mir nicht wahnsinnig viele Emotionen zulässt. Langes Verweilen auf Instagram führt bei mir dazu, dass alles irgendwie gleich aussieht, gleiche Posen, gleiche Orte, die man extrem schnell konsumiert.

Ihr intuitiver Zugang zur Fotografie rührt vom frühen Erlernen des fotografischen Blicks. So verbindet sie mit ihrer Arbeit auch Kindheitserinnerungen an ihren Großvater, dessen einziges Hobby die Fotografie darstellte. An ausgedehnten Diaabenden zeigte er ihr seine teils Jahrzehnte alten Aufnahmen, darunter hochalpine Landschaften, Wohnungen und Gärten von Freunden, die sie nicht im Geringsten langweilten. 

www.susannahofer.com

www.susannagenoveahofer.tumblr.com
 

Fotografin des Monats: Pia Pritzel

Text: Pia Semorad

Wien Pia Pritzel

Die Hamburger Fotografin Pia Pritzel zeigt in ihren humorvollen Fotoreportagen Personen, die in der medialen Bilderflut oft untergehen, und veröffentlichte ihre Arbeiten unter anderem schon in der ZEIT und im SPIEGEL. Wir sprechen mit ihr über Fehler im System und altbackene Tradition.

In High Heels

Text: David Meran, Lena Stefflitsch

Die Geschichte von Mari Katayama schreibt sich wie ein Märchen des 21. Jahrhunderts: Praktisch über Nacht erlangte sie Bekanntheit über das soziale Netzwerk MySpace, als sie dort ein Foto von sich inmitten ihrer selbstgenähten Stofftiere liegend hochlud. Was dabei Aufmerksamkeit erregte, war nicht nur ihre Handwerkskunst, sondern ebenso ihre amputierten Beine und Prothesen. Tibiale Hemimelie nennt sich die seltene Krankheit, die bei der japanischen Künstlerin als Kind diagnostiziert wurde und zur Verkürzung ihrer Schienbeine sowie zur Verformung ihrer Hand führte. Als Mädchen traf sie die Entscheidung, ihre Beine amputieren zu lassen, um somit eines Tages mittels Prothesen laufen zu können – wohlgemerkt in High Heels. 

Die Fotografin des Monats: Petra Jansová

Text: C/O Vienna

Masken und Metamorphosen. Ihre Fotos und Modelle verwandelt Petra Jansová (*1991) gerne durch Schminke oder Verhüllungen und lässt gerade dadurch so manche Wahrheit ans Licht kommen. Wie mutig die Prager Fotografin ist, die in Wien und Tokio lebte, zeigt sich darin, dass sie sich kürzlich kurzerhand entschied, ihr eigenes Studio in Prag zu eröffnen. Sie beschmiert alte Fotografien mit Anti-Aging Creme, besitzt von sich nur ein einziges Selbstporträt und ist manchmal von sich selbst entnervt. 

Der Fotograf des Monats: Lukasz Wierzbowski

Text: C/O Vienna Magazine

Was haben eine Wiese, ein rosa Glitzerkleid und vier Regenschirme gemeinsam? Anders als bei einem Witz, liefert das Bild des polnischen Star-Fotografen Lukasz Wierzbowski an dieser Stelle keine Pointe – oder vielleicht doch? Denn humorvolle Elemente gibt es in Wierzbowskis Aufnahmen genügend. Nicht umsonst wurden seine Bilder bereits im Neon, ZEIT und SZ-Magazin veröffentlicht, bietet seine Flickr-Seite doch einen schier endlosen Fundus an ausdrucksstarken Fotos. Seine Models, bevorzugt seine beiden Cousinen, inszeniert der Shootingstar mit einer spielerischen Leichtigkeit und Natürlichkeit. Willkommen in einer Welt, die nicht selten in private Räume, träumerische Farbwelten und durch ihren Retro-Charme in vergangene Zeiten führt.