Die Vintage-Expertin und die Künstlerin

Das Projekt Please help. Kleider gehen um, von Angela Wiedermann und Heidi Schüttbacher, besteht aus einem performativen Talk zum Thema Wertschätzung und nachhaltige Praxen im Umgang mit Mode, sowie einer Intervention auf dem Parcours Areal auf dem Take Festival. Ein aufschlussreiches Gespräch.

Christoph Jelinek: Ihr veranstaltet am diesjährigen Take Festival einen performativen Talk zum Thema Wertschätzung und nachhaltige Praxen im Umgang mit Mode. Was kann man sich erwarten?

Angela Wiedermann: Wir haben einen Raum zur Verfügung, in dem wir ein gemeinsames Gespräch mit den Besuchern suchen. Wir möchten mit den Leuten gerne darüber sprechen, wie sie über das Thema Second Hand Mode denken.

Heidi Schüttbacher: Genau. Gespräche über Mode, Second Hand, Vintage und was Vintage bedeutet. Für mich persönlich ist etwas Vintage, wenn das Stück mindestens zwanzig Jahre alt ist.
“PLEASE HELP! Kein Kaschmir Pullover unter 40 Euro!”

Woher kommt dein Interesse für Vintage Kleidung?

Heidi: Ich habe viel auf Flohmärkten eingekauft. Oft habe ich Sachen entdeckt, die qualitativ wirklich hochwertig waren, mir leider aber nicht passten. Daraufhin habe ich begonnen auch für meine Freundinnen einzukaufen und daheim auch Fashion Partys veranstaltet. Es folgten Pop Ups an verschiedenen Orten und daraus ist auch der Name “Kleider gehen um” für meinen Shop entstanden. Ich habe mir mittlerweile ein Netzwerk aus Leuten aufgebaut, die mir immer wieder tolle Sachen vorbeibringen und verkaufen.

Das Projekt betitelt ihr mit “PLEASE HELP! KLEIDER GEHEN UM.” Könnt ihr mehr dazu verraten?

Angela: Ich bin Künstlerin und war früher selbst in der Mode tätig. Mich hat es immer total gestört, dass gerade im High-end-Sektor das Thema Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen nicht wirklich thematisiert werden. Es kam auch schon vor, dass Mitarbeiter aus Kleidungsfabriken Hilferufe in Kleidungsstücke eingenäht haben. Ich habe nun selbst dreißig Sujets erstellt. Auf denen steht zum Beispiel “PLEASE HELP! Kein Kaschmir Pullover unter 40 Euro!” oder “PLEASE HELP! Ich bin in einer Situation, in der ich meine Mitarbeiter ausbeuten muss!”. Ich lasse ein paar tausend Stück davon drucken und möchte die Etiketten dann am Parcours verstreuen – als Wegweiser in unseren Raum. Es soll auch ein bisschen provozieren und zum Fragen anregen.

Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit?

Angela: Second Hand zu kaufen ist eigentlich das Nachhaltigste, das man im Moment machen kann. Es fällt nichts mehr für die Produktion an. Heidi betreibt einen Second Hand Laden und als ich die Etiketten geschrieben habe kam mir die Idee, mit Heidi über Nachhaltigkeit zu sprechen. Beim Einkaufen von Vintage Kleidung geht man einfach bewusster vor. Es spielt auch Genuss eine Rolle. Man greift zu Stücken, die man vielleicht sonst nicht anprobieren würde und man achtet nicht nur auf die neuesten Trends.

Heidi: Das mit den Trends ist bei mir etwas anders. Ich informiere mich schon vorher, was gerade angesagt ist und wähle die Kleidung für mein Geschäft danach aus. Da weiß ich dann was “funktioniert” und was nicht.

Was ist euer persönliches Lieblings Vintage Kleidungsstück?

Heidi: Für mich ist es ein Jumpsuit aus den 80ern. Den trage ich sehr gerne.

Angela: Vor Kurzem habe ich mir ein Baseball Shirt gekauft. In letzter Zeit gefällt mir die Sportmode aus den 90ern ganz gut.

Das Take – Festival for Independent Fashion and Arts findet statt vom 25 – 29. April in der Alten Post, Dominikanerbastei 11, 1010 Wien

Diese Interviews entstanden in Kooperation mit dem Take Festival Blog http://take-festival.com/blog/.

take-festival.com

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