shapes of queer
Es ist wieder so weit: Drag-Artist Tiefe Kümmernis führt mit unkonventionellem Blick durch die aktuelle zeitgenössische Schiene des Kunsthistorischen Museum Wien. Die Gruppenausstellung The Shape of Time, die bereits seit Anfang März läuft, stellt alte und neue Meister gegenüber und schafft so spannende Kontraste.
Drag ist seine Waffe. Ben, der mit Künstlernamen die Tiefe Kümmernis heißt, möchte mit seinen Führungen gegen den vorherrschenden heteronormativen Blick in der Kunstgeschichte ankämpfen. Travestie, Intersexualität und gleichgeschlechtliche Liebe gab es immer schon in der Kunst, sie müssen nur sichtbar gemacht werden. Dass er sein Wissen zur Kunst am besten in High-Heels und Lippenstift übermittelt, hat die Drag Queen bereits zum wiederholten Male bewiesen. Dabei ist die queere Kunstvermittlung weitaus mehr als ein rein wohltätiger Akt seitens des Museums für die queere Community, sondern das KHM profitiert auch davon: Die mediale Aufmerksamkeit ist groß und die Besucherinnenzahlen hoch.
„Das Kunsthistorische ist prunkvoll und protzig, besitzt aber relativ wenig Selbstironie.“
Der britische Kurator und Kunsthistoriker Jasper Sharp setzt in der Ausstellung The Shape of Time die Schiene zur zeitgenössischen Kunst fort. Schätze der Sammlung des Kunsthistorischen Museums, die vom Alten Ägypten bis zu Höhepunkten der europäischen Malerei bis circa 1800 reichen, werden Seite and Seite mit zeitgenössischen Arbeiten ausgestellt. So kommt es, dass das Frauenportrait einer Maria Lassnig sich neben jenem eines Peter Paul Rubens findet oder etwa ein Gemälde von Rembrandt zusammen mit einem Color-Field-Painting von Mark Rothko präsentiert wird.