24.3.-27.6.21: Daniel Spoerri-Ausstellung im Kunstforum Wien

Nichts für schwache Nerven

Tipp! Aktuell im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen ist die Ausstellung Daniel Spoerri, die unter anderem die legendären Fallenbilder des berühmten Schweizer Künstlers zeigt. Die Esstisch-Assemblagen, Zeitkapseln heiterer Momente, in denen Tische (noch) für große Gesellschaften gedeckt wurden, sind jedoch nur ein Teil der vielfältigen Werkschau, die beeindruckende Objekte aus sämtlichen Schaffensphasen präsentiert.  

In diesem Frühling feiert der legendäre Künstler Daniel Spoerri, aufgewachsen in der Schweiz und heute in Wien lebend, seinen 91. Geburtstag – ein guter Anlass, um dem Eat-Art-Erfinder, der durch seine Fallenbilder in die Kunstgeschichte einging, eine Ausstellung zu widmen. Bis Ende Juni gewährt das Kunstforum Wien mit über hundert Schlüsselwerken Spoerris einen breiten Einblick in sein vielfältiges, eine Zeitspanne von 70 Jahren umfassendes, künstlerisches Schaffen. 

Den Beginn der von Veronika Rudorfer kuratierten Retrospektive bilden ein paar der düstereren Werke Spoerris, darunter das Rat’s Nest (1977), mit präparierten Tierleichen in Metall und Stroh und das Tableau piège piège (1970), auf dem verkupferte Kinderschuhe in eine Mausefalle tappen. Thematisch setzt sich dabei die Ausstellung mit Spoerris Vergangenheit und der Ermordung seines Vaters durch rumänische Faschisten auseinander. 

Darauf folgen die berühmten Fallenbilder, mit denen Spoerri zu einem der bedeutendsten Vertreter der Objektkunst wurde. Auf Französisch Tableau piège genannt, zeigen diese Arbeiten Momentaufnahmen von Alltagssituationen, die Spoerri beginnend in den 60ern genau so, wie er sie vorfand, auf Unterlagen befestigte und um 90 Grad gedreht an die Wand hängte. Am berühmtesten sind wohl die vertikal gedrehten Tischplatten, auf denen sich konservierte Essensreste und benutztes Geschirr sammeln, welches den Eindruck erweckt, als wäre es erst vor Kurzem und nicht schon vor 55 Jahren stehen gelassen worden. 

Im zweiten Trakt der Ausstellung findet sich neben skurrilen Assemblagen auch Spoerris Bronzeskulptur Arme Ritter (2006) aus der Serie Prillwitzer Idole. Inspiriert wurde diese von den originalen Prillwitzer Idolen, Figuren, die im 18. Jahrhundert als Fälschungen archäologischer Fundstücke hergestellt wurden und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein für heftigsten Gelehrtenstreit um ihre Echtheit sorgten. Daneben zeigt die schaurige Siebdruckserie Die Morduntersuchung (1971-1972) Fotos polizeilicher Leichenfunde – nichts für schwache Nerven! 

Unser Geheimtipp: Das Buch Anekdoten zu einer Topographie des Zufalls, welches am Ausgang des zweiten Raumes zu finden ist. Dort sind alle Gegenstände auf den Assemblagen und ihr Ursprung verzeichnet, darunter mysteriöse Maschinenapparaturen mit dem Namen Zimtzauberkonserven.

Den Abschluss der Ausstellung bilden Abbildungen von Werken befreundeter Künstler Spoerris, die in seinem toskanischen Garten Fondazione Il Giardino Di Daniel Spoerri zu sehen sind – ein passendes Ende der abwechslungsreichen Retrospektive!

Neben dieser gibt es im tresor (Keller) des Kunstforums Wien gerade die ebenfalls sehr sehenswerte Fotografie-Ausstellung We are Nature der in Wien lebenden Künstlerin Borjana Ventzislavova zu sehen, die sich mit den Ursprüngen der Lichtmalerei, sogenannter Terminus-Fotografie, beschäftigt. 

Daniel Spoerri

24.3. - 17.6.2021

Bank Austria Kunstforum Wien

Freyung 8
, 1010 Wien

kunstforumwien.at

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