5.12.–7.12.20: Monodrama Timon im brut Wien

Männlichkeit & Menschenhass

Männerfreundschaften. Männerseilschaften. Männerbünde. Aktueller könnte der Stoff angesichts der täglichen Szenen aus der österreichischen Innenpolitik nicht sein. Die Performance TIMON setzt dort an, wo Shakespeares bekanntes Drama TIMON VON ATHEN endet. In einer Welt, in der ein einst wohlhabender Protagonist von seinen vermeintlichen Freunden im Stich gelassen wird und an dem "neu gewonnenem Menschenhasse" zugrunde geht. In dem Solo TIMON des Perfomancekünstlers ROLAND RAUSCHMEIER lebt die Hauptfigur in einer Art ZWISCHENHÖHLE – er ist nicht tot, aber auch nicht lebendig, und schafft es nicht, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. 

Das Originalstück The Life of Tymon of Athens feierte die erste – bekannte – Uraufführung Mitte des 19. Jahrhunderts. Veraltet und verstaubt ist die Handlung allerdings keineswegs. Im Gegenteil! In Shakespeares Drama verwechselt der Protagonist politisch motivierte Gefälligkeiten und finanzielle Aufmerksamkeiten mit echter Freundschaft und meint Loyalität, Anerkennung und Zuneigung erkaufen zu können. Mit dem monitären Ruin verschwinden schließlich auch die mutmaßlichen Freunde. Einsam zieht sich der gebrochene Mann aus der Gesellschaft zurück. 

Nicht tot und nicht lebendig 

„Das interessante an Shakepeares Originalstück ist, dass der Tod Timons außerhalb der Bühne passiert und nur behauptet wird, dass er gestorben sei. Obwohl es einige Anhaltspunkte gibt, dass er das nicht ist. Genau hier wollte ich anknüpfen“, erklärt der in Wien lebende und aus Augsburg stammende Konzept- und Performancekünstler ROLAND RAUSCHMEIER und ergänzt zu seinem Solostück: „Timon ist ein autistisches, radikales Individuum, das in einer Art Zwischenhöhle lebt und dort vor sich hinvegetiert und es nicht schafft, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen." Die inneren Spannungen, die an diesem Ort entstehen, sind ein Leitmotiv des Stücks. 

Denn was tut jemand, der von der Gesellschaft entkoppelt ist und in seinem eigenen Wahn dahinlebt? Das Stück rühre auch an festgefahrenen Strukturen des Patriarchats und behandele die Schwierigkeit, männliche Positionen wie die des Protagonisten in den Feminismus-Diskurs „einzuschleusen", so Roland Rauschmeier.

„Ein sprachloser Typ, der in seinem eigenen Saft brodelt und sich selbst verzehrt“

ROLAND RAUSCHMEIER konzentriert sich im Gegensatz zum Stück TIMON VON ATHEN ganz allein auf die Figur des Timon. Die Idee zum Stück kam dem Konzept- und Performancekünstler bei der Vorbereitung seines letzten Werks „Consumption As A Cause Of Coming Into Being“, dass er gemeinsam mit dem britischen Künstler Alex Bailey im brut Wien 2017 realisiert hatte. Es handelt unter anderem von Kastrationsangst und Kannibalismus. 

Die Adaption von TIMON VON ATHEN operiere, „an der Schnittstelle von bildender und darstellender Kunst ", so Rauschmeier im Interview. „Es wird nichts Extremes vorkommen, aber es ist sehr radikal in der Mitte.“

Roland Rauschmeier lebt und arbeitet in Wien. Der gebürtige Augsburger besuchte dort die Akademie der bildenden Künste und gründete mit der französischen Tänzerin und Choreografin Anne Juren die Wiener Tanz- und Kunstbewegung sowie eine Familie. Er kooperiert mit dem deutschen Film- und Videokünstler Ulu Braun unter dem Pseudonym BitteBitteJaJa.


TERMINE

Donnerstag, den 5. Dezember und Samstag, den 7. Dezember 2019, um 19:00 Uhr

Publikumsgespräch: Freitag, 6. Dezember 2019, um 19 Uhr


studio brut

Zieglergasse 25

1070 Wien 

WWW.BRUT-WIEN.AT