7.11.19-12.1.20: Alfredo Barsuglias „Take on me“ im Bank Austria Kunstforum Wien

In der Wüste baden gehen

Wer seine eigenen voyeuristischen Abgründe ausloten will, muss keine Social Media Profile stalken oder mit einem Fernglas die Fenster der Nachbarn observieren, es genügt auch ein Besuch in Alfredo Barsuglias Ausstellung Take on me im kleinen Ausstellungsraum tresor des Bank Austria Kunstforum Wien. Die multimediale Installation des jungen österreichischen Künstlers (*1980) erlaubt verbotene Blicke in – scheinbar – private Räume.

In der Ausstellung Take on me ist es Nacht, die Fenster einer Zinshausfassade leuchten wie Fernsehbildschirme, den Blick abzuwenden von dem, was hinter ihnen geschieht, fällt schwer. Angesiedelt irgendwo zwischen Truman Show und einem Augmented Reality Game verschwimmen in Barsuglias Werk die Grenzen zwischen Anfang und Ende, Traum und Wirklichkeit. Die Besucherinnen tauchen in die Szenerie ein wie Alice im Wunderland, sind Zeuginnen des Zwischenmenschlichen, das dort passiert, befinden sich innen und außen, sind beteiligt und unbeteiligt zugleich.

„Letztendlich fällt man immer wieder in alte Muster zurück“

Die von Lisa Ortner-Kreil kuratierte Ausstellung lädt dazu ein, den eigenen Blick auf das Leben anderer Menschen zu hinterfragen und gleichzeitig das eigene Sein zu reflektieren. Wo bin ich verortet und wo die Andere? Bin ich Beobachtende oder Beobachtete? Eine Frage des Standpunkts. Hinter einem der Fenster erblickt man einen Mann und eine Frau, die gemeinsam etwas aufzubauen scheinen. Ein Regal? Das Ding entpuppt sich wenig später zu einer Art Marterpfahl oder schamanistischen Objekt; am Ende des Videos zerfällt es in seine Einzelteile und die Szene beginnt von neuem.

Das Aufbauen des Regals stehe für das geordnete Leben, aus dem das Paar ausbrechen wolle, erzählt Künstler Barsuglia dem C/O Vienna Magazine: „Die Szene thematisiert die Sehnsucht, dem Gewohnten zu entfliehen, wobei man aber letztendlich immer wieder in alte Muster zurückfällt.“

Auch im berühmten Musikvideo von Take on me, der norwegischen Band a-ha, fliehen die Protagonistinnen in eine andere Welt und tauchen am Ende wieder aus ihr hervor. Daher rührt der Titel der Ausstellung, der als Ohrwurm in unser aller visuellen wie auditiven Gedächtnisse eingebrannt zu sein scheint. 

Nicht das erste Mal lässt der österreichische Künstler Alfredo Barsuglia die Besucherinnen Teil seiner Installation werden, auch bei einem anderen Projekt in der Mojave-Wüste (2014), das international für Aufsehen sorgte, bekommen sie ihre Rollen. Wie eine Fata Morgana erhebt sich im scheinbaren Nichts der kargen Landschaft ein Pool aus dem Boden. Der Weg dahin ist wie eine Schatzsuche angelegt: Mit Schlüssel und GPS-Koordinaten ausgestattet, begeben sich jene, die darin baden wollen, auf eine mühevolle Wanderung. Ist der Weg das Ziel oder das Ziel das Ziel, ist es die Dienstleistung, der Gag eines Pools in der Wüste? Genügt das Kunstwerk sich selbst oder erwarten sich die Konsumentinnen „Ergebnisse“ wie Entspannung, Abkühlung oder Unterhaltung? Alles Fragen, die der Künstler mit dieser Arbeit in den Raum stellen will.

„Ich baue gerne Häuser.“

Barsuglia ist 1980 in Graz geboren und lebt mittlerweile in Wien. Seine Arbeiten sind meist multimediale Bühnenbilder, die die Grenzen zwischen Realismus und Fiktivem verschwimmen lassen und existenzielle Fragen stellen.

An der Universität für angewandte Kunst in Wien studierte er Malerei und Grafik, 2006 gewann er das MAK-Schindler Stipendium in Los Angeles. Seitdem ist er immer wieder in die USA zurückgekehrt, ob für den Pool-Bau in der Wüste oder das Errichten des "Beauty-Resorts".

Mehr Infos zu Alfredo Barsuglia finden Sie HIER!

Eröffnung: Mittwoch, 06.11.2019, 19:00 Uhr


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

tresor


BANK AUSTRIA Kunstforum Wien


Freyung 8


1010 Wien


www.kunstforumwien.at