Derzeit ist ganz Österreich wegen des Corona-Virus quasi in Quarantäne: Geschäfte sind geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, die Straßen leer. Wir wollten wissen, wie es es jetzt im Privaten weitergeht, wie sich der neue Alltag gestaltet und welche Sorgen und Schwierigkeiten es gibt. Im ersten Teil unserer Interviewserie lassen wir diejenigen zu Wort kommen, die dem jetzigen Zustand noch am ehesten etwas Positives abgewinnen können: Kinder! Wir haben Luis (11) und Carla (8) aus Wien interviewt, die zurzeit im Burgenland weilen und Pause von der Schule haben.
Hausaufgaben gibt es weiterhin viele – auch wenn die Schule erst mal zu ist.
Lara Ritter: Vermisst Ihr die Schule?
Luis (11): Nur ein bisschen. Es ist schon auch toll, eine Pause zu haben – mal runterkommen und sich wieder neu auf die Schule vorbereiten. Natürlich muss man auch lernen, aber bestimmt tun sich viele Kinder leichter damit, wenn sie das in Ruhe tun können, weil in der Schule ist man schon oft gestresst. In der Schule muss halt immer alles auf Zack sein. Eine schöne Zeit!
Carla (8): Ich vermisse die Schule gar nicht, endlich kann man sich ein bisschen erholen. Schule ist manchmal schon sehr anstrengend.
Wie ist es so, immer im Haus bleiben zu müssen?
Carla: Gut!
Luis: Es ist eine große Umgewöhnung für uns. Für viele Leute, die fast den ganzen Tag nur draußen sind und selten in der Wohnung, ist das sicher auch eine ziemliche Umstellung, jetzt mal eingesperrt zu sein. Ich bin aber recht glücklich damit, und es freut sich, glaube ich zumindest, fast jedes Kind, wenn es mal zwei bis drei Wochen abschalten kann.
Gibt es jetzt Regeln für den Alltag?
Carla: Wir müssen uns die Hände waschen, wenn wir husten.
Luis: Ja, unsere Eltern wollen schon, dass wir ein bisschen vorsichtiger sind, ich darf zum Beispiel, wenn ich auf der Schaukel bin, nicht mehr extrem hoch schaukeln. Ich schaukle nämlich immer ganz hoch und springe dann ab – das darf ich jetzt nicht mehr.
Wie teilt Ihr Euch den Tag ein?
Luis: Zuerst frühstücken wir, dann putzen wir uns die Zähne und spielen ein bisschen, danach lernen wir, später am Vormittag schauen wir eine Lernsendung im ORF an, dann gibt es Mittagessen, und manchmal lernen wir auch noch am Nachmittag. Danach haben wir Freizeit.
Luis: Nein, wir ziehen uns meistens gleich nach dem Frühstück an. Es gibt aber schon Tage, an denen ich nur im Pyjama sein will.
Was macht Ihr in Eurer „Freizeit“?
Luis: Dann gehen wir hinaus in den Garten, spielen auf der Konsole, am Handy oder schauen fern. Oder aber wir machen einen Spieleabend mit der Familie.
Carla: Manchmal höre ich Bibi-Blocksberg-Hörspiele, schaue fern, hüpfe auf dem Trampolin oder bastle Perlenketten.
Habt Ihr schon Streiche gespielt?
Carla: Ja, ich habe Sachen in Schuhe reingesteckt.
Luis: Manchmal ärgern wir unsere Eltern schon ein bisschen. Und ab und zu nehme ich heimlich meinen Nintendo oder mein Handy und spiele ein bisschen, obwohl ich das nicht darf. Das ist, glaub ich, auch ein kleiner Streich, meine Eltern sind darüber nämlich nicht sehr begeistert.
Langeweile in der Quarantäne? Nein, lieber Karaoke singen!
Wart Ihr auch schon mal draußen spazieren. Wenn ja, wie war das?
Carla: Ja, das war schön.
Luis: Ich bleibe meistens drinnen, aber gestern war ich einmal draußen, da hat man schon einen großen Unterschied gesehen. Es sind viel, viel weniger Leute unterwegs und es ist ruhiger als sonst. Aber dadurch, dass es auch ab und zu mal sonnig ist, kommen schon auch wieder viele raus.
Gibt es jeden Tag Spaghetti?
Luis: Nein, wir essen schon Unterschiedliches. Aber natürlich gibt es auch nicht hunderte Gerichte, Nudeln mit Soße hatten wir schon drei Mal.
Was würdet Ihr hamstern, wenn Ihr könntet?
Carla: Schokolade!
Luis: Knabberzeug oder Joghurt. Ich stehe in letzter Zeit sehr auf Knabbergebäck und süßes Zeug.
Helft Ihr auch im Haushalt mit?
Carla: Ja, ich helfe meiner Mama beim Frühstückherrichten.
Luis: Nein, heute in der Früh hast du nicht mitgeholfen!
Carla: Doch! Manchmal helfe ich.
Luis: Ich räume die Teller ab und manchmal helfe ich beim Tischdecken.
„Manchmal ärgern wir unsere Eltern schon ein bisschen.“
Luis: Es gibt schon Sachen, die ich sehr vermisse, zum Beispiel meine Freundinnen und Freunde und dass ich mit ihnen nicht mehr über Themen reden kann, die ich gerne besprechen möchte. Es ist schon eine große Sache, wenn der Schulalltag plötzlich vorbei und man in Quarantäne ist. Für meine besten Freundinnen und Freunde, die sich wochenlang nicht sehen können, war das ein Schock. In den Sommerferien kann man sich wenigstens treffen, diese Situation ist schon anders.
Carla: Mir fehlen auch meine Freundinnen und Freunde und die Bücherei!
Schaut Ihr mit den Eltern die ZIB?
Carla: Das interessiert uns nicht.
Luis: Die Kindersendungen sind uns wichtiger.
Sind Eure Eltern anders als sonst?
Luis: Nein, nur unser Vater ist ein bisschen gestresster als sonst.
Carla: Nein.
Sollten sich Erwachsene bei Kindern etwas abschauen in der Quarantäne?
Luis: Ich glaube, da machen beide Seiten alles richtig.
Luis: Nein, eher nicht, aber unsere Eltern rufen sie ab und zu an. Es geht ihnen noch sehr gut, in Vorarlberg ist es ja noch nicht so schlimm wie in anderen Bundesländern, deswegen müssen wir uns auch keine großen Sorgen machen.
Was ist mit Euren Freundinnen und Freunden?
Luis: Meine Schwester hat noch kein Handy, aber ich bin alle paar Tage mit ihnen in Kontakt, die meiste Zeit telefonieren wir.
Wird Euch oft langweilig?
Luis: Fast nie, und wenn mal Langeweile aufkommt, dann wird sie auch schnell wieder weggeblasen.
Was denkt Ihr über das Corona-Virus?
Carla: Die Leute kriegen viel Angst.
Luis: Man sollte sich nicht allzu viele Sorgen machen, weil wenn sich die Leute mal Sorgen machen, dann so richtig, so dass sie denken „Jetzt geht die Welt unter“. Klar sollte man sich Sorgen machen, was jetzt mit unserer Welt geschieht, aber wenn man daran denkt, kriegen sicher die meisten wieder dieses Angstgefühl – das sollte man lieber lassen und über schöne Dinge nachdenken.
Was wollt Ihr als Allererstes machen, wenn die Ausgangssperre vorbei ist?
Carla: Auf den Spielplatz gehen!
Luis: Ich würde gerne ins Museum oder so, aber man kann sich zum Beispiel in der Haus-des-Meeres-App anschauen, was gerade bei den Tieren los ist. Das ist ziemlich cool, durch das Technische Museum kann man auch virtuell spazieren.