Die Rhinoplastys

Berüchtigste und lustigste Party der Stadt

Die Fotografin Nadine Cordial Settele hat die drei Gastgeber, Andreas Reiter, Marius Valente und Bernd Eischeid, mal zur Abwechslung vor der Party mit ihrer Kamera besucht. Sie sprach mit ihnen über den Spaß am Verkleiden, was das „Rhino“ von einer klassischen Queer Party unterscheidet und über hohe Heels. Feine Rhinoplasty Partyfotos gibt’s dazu!

Text: Nadine Cordial Settele

„The higher the heels, the closer to god!"

Wer im Wiener Nachtleben unterwegs ist, wird an einer Veranstaltungsreihe ganz sicher nicht vorbeikommen: die seit Jahren berühmt-berüchtigten Rhinoplasty-Abende (kurz: Rhino), die alle zwei Wochen im Club U am Wiener Karlsplatz bei freiem Eintritt stattfinden.

Dort treffen sich spät nachts alle zum Feiern – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Konfession oder sexueller Orientierung, alle sind willkommen. Die Musik ist laut, die Tanzfläche immer randvoll, es ist heiß, alle bewegen sich zu 90er-Eurotrash genauso ausgelassen und ungezwungen wie zu Katy-Berry-Mashups oder Biggie-Smalls-Hymnen. Viele Besucherinnen sind verkleidet und kostümiert – die liebevoll-trashig designten Outfits greifen die Themen der jeweiligen Abende auf. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: vom Einhorn in Latex-Strapse über den menschlichen Entsafter bis hin zur klassischen Drag Queen war hier wohl schon so ziemlich alles zu sehen.

Genau so berüchtigt wie die Abende im Club U sind die unzähligen Fotos, die Tage nach der Party auf Facebook die Runde machen, und so ziemlich genau auf den Punkt bringen, worum es bei Rhinoplasty geht: zusammen eine gute Zeit zu haben.

„Dabei machen wir uns nie über etwas lustig, sondern eher über uns selbst."

Am Wochenende stand Rhino unter dem Motto „Kwanzaa trifft Safaripark Gänserndorf“. Unsere Fotografin Nadine Cordial Settele besuchte vor der Party die Rhinoplasty-Hosts Andreas Reiter, Marius Valente und Bernd Eischeid und dokumentierte mit ihrer Kamera deren zweistündige Verwandlung zum Zebra, zur Katze und zu einer „ganz normalen gesunden Frau“ (Bernd Eischeid). Bei der Gelegenheit hat sie ihnen auch gleich ein paar Fragen gestellt.

Nadine Cordial Settele: Was ist Rhinoplasty?

Andreas Reiter: Einfach eine lustige Party mit immer wechselnden Themen, oft in irgendeiner Art politisch gemeint, und wenn’s nur „politisch“ im Sinne „wie man mit Pop/Kultur umgeht“ ist, aber es ist halt trotzdem immer eine Party und kein Symposium.

Warum ist Rhinoplasty keine klassische Queer Party und worin unterscheidet sich Rhinoplasty von anderen Parties?

A.R.: Weil das Publikum bewusst und gewünscht gemischt ist, das ergibt eine ganz andere Dynamik. Das „Aufreißen“ ist nebensächlich, passiert aber halt auch. Ich denke, das ist auch einer der Hauptunterschiede zu Queer Partys. Außerdem nehmen wir uns selbst weniger wichtig und ernst.

„Bei unseren Partys sind schon einige Ehen gestiftet worden!"

Warum hat das Verkleiden für Euch so einen hohen Stellenwert? Würdet Ihr sagen, dass Ihr Drag macht?

A.R.: Ja, ab und zu ist es klassischer Drag, oft ist es Clown-Make-up. Verkleidet hat man einfach mehr Spaß und ganz andere Freiheiten. Es ist unverständlich, dass sich so wenige Leute verkleiden möchten, zumal es ja nicht aufwendig sein muss.

Es gab schon sehr viele Rhino-Specials: „Rainbow Warrior Greenpeace“, „Fight Club ESC“, „Final Frontier Trekkie“, „Thomas Bretzina“, „Chanel O Ween – Halloween“ oder „Ponyhof“ – Euch scheinen nie die Ideen auszugehen. Was inspiriert Euch bei der Themenwahl?

A.R.: Vieles inspiriert uns: Popkultur, das Tagesgeschehen, Sachen, die wir mögen, die wir doof finden oder die uns halt gerade interessieren. Im Vordergrund steht dabei immer der eigene Umgang mit dem jeweiligen Thema. Dabei machen wir uns nie über etwas lustig, sondern eher über uns selbst.

Welches Klischee über Rhino bestätigt sich jedes Mal?

A.R.: Das bestätigt sich immer wieder: „The higher the heels, the closer to god!“

Welches Klischee stimmt auf keinen Fall?

A.R.: Dass man als Hetero, egal ob Mädel oder Junge, auf einer „Schwulenparty“ keinen Flirt findet. Bei unseren Partys sind schon einige Ehen gestiftet worden und ein weiteres Rhino-Baby ist gerade auf dem Weg: es ist sicherlich nicht das letzte!

Club U im Otto Wagner Pavilion

Karlsplatz/Künstlerhauspassage

1040 Wien

Fotoalben auf Facebook (nur mit Abo oder Freundschaft zu sehen)

Instagram: rhinoplastyclub

Rhinoplasty auf You Tube: Club rhinoplasty diary


Und weil es so schön ist, hier noch ein paar feine Rhinoplasty Partyfotos:

Herr Finnland & die Nestervals

Text: Lisa Peres

Nesterval ist eine Mischung aus urbaner Schnitzeljagd, Freilufttheater und Abenteuerspiel. Gegründet wurde die 30-köpfige Wiener Performancegruppe im Jahr 2011 von Regisseur Martin Finnland, der mit bürgerlichem Namen eigentlich ganz anders heißt. Aber das tut hier nichts zur Sache. In Kleingruppen tritt das Publikum gegeneinander an und wird mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen konfrontiert. Dirty Faust heißt die aktuelle Produktion mit dem BRUT WIEN, bei dem die Besucherinnen zwischen skurrilen Hotelgästen und hinterlistigem Personal einen Mörder enttarnen müssen. Wir trafen den leidenschaftlichen Theatermacher zu einem Gespräch.

Die Tiefe Kümmernis

Text: Eva Holzinger


Gleichgeschlechtliche Liebe, Transvestismus und intersexuelle Menschen gab es schon immer – auch in der Kunst. Benjamin aka Drag Queen Tiefe Kümmernis führt durch das Kunsthistorische Museum in Wien und gibt einen queeren Blick auf Meisterwerke von Raphael über Correggio bis Tizian. Gender bending art galore! Wir haben Ben an einem der feierlichsten Orte Wiens getroffen und eine Führung bekommen. Ohne Make-up, Perücke und schmerzende High Heels.