Die Schlafenden und die Schönen

„Asleep at the Chateau“

Jork Weismann ist ein international gefragter Fashion- und Porträtfotograf. Er arbeitet mit Supermodels wie Gisele Bündchen, Tatjana Patitz und Toni Garrn. Seine Bilder sind intensiv und minimalistisch. Daheim ist er in Wien. Wir trafen ihn auf einen Drink und baten um seine wunderbare Fotoserie „Asleep at the Chateau“, in der er schlafende Celebrities fotografiert – privatissime im legendären Sunset-Boulevard-Hotel Chateau Marmont. Dort residierten bereits Stars wie Greta Garbo und James Dean. Led Zeppelin fuhren mit einem Motorrad durch die Lobby, Jim Morrison fiel vom Dach und überlebte. Wie schon Harry Cohn, Gründer von Columbia Pictures, sagte: “If you must get in Trouble, do it at the Chateau Marmont.”

Text: Antje Mayer-Salvi & Petra Zechmeister

“If you must get in trouble, do it at the Chateau Marmont.”

Du porträtierst Menschen in vielerlei Umgebungen. In ihren Wohnungen, Ateliers, in der Natur oder am Set. Wo am liebsten?

Im Grunde ist es mir egal, ich habe da tatsächlich keine besonderen Vorlieben. Aber im Studio ist es schon gut, da hat man nur die Person, das ist direkt, und alles passiert ohne Ablenkung ...

... oder Du fotografierst sie eben im Hotel, wie dem berühmten Chateau Marmont in Hollywood, das für seine Partys und prominenten Gäste bekannt ist.

Das Hotel hat für Fotografen schon eine gewisse Bedeutung, immerhin hat Helmut Newton dort seine Winter verbracht, und einige bekannte Bilder sind an diesem Ort entstanden. Als ich das erste Mal dort war, ich fotografierte einen Kalender für die Hotelkette „The Standard“, die übrigens auch Chateau-Marmont-Hotelier André Balazs gehört, wusste ich nichts von seiner Geschichte.
Ich unterhielt mich eine Zeit lang vor dem Lift mit einem Mann, der ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Skifahren in Saalbach Hinterglemm“ trug. Danach fragte mich meine Begleitung, woher ich denn Ben Affleck kenne. Ich kannte ihn natürlich nicht! Ich erkenne selten jemanden auf der Straße, meine Wahrnehmung ist leider ziemlich selektiv. Ich renne sozusagen wie ein blindes Huhn durch die Gegend.

„Ich dachte, nichts ist einfacher, als schlafende Menschen zu fotografieren, sie haben eine eigenartige Faszination, man muss einfach hinsehen!“

Wie entstand die Idee zum Buch?

Das war eher spontan. Ich hatte ein Porträt von Annie Leibovitz gemacht, auf dem sie aussieht, als würde sie schlafen. Ich bekam E-Mails von wildfremden Leuten, die mir schrieben, wie sehr sie dieses Bild lieben. Ich dachte, nichts ist einfacher, als schlafende Menschen zu fotografieren, sie haben eine eigenartige Faszination, man muss einfach hinsehen. 
Halb im Scherz schickte ich André Balazs eine E-Mail mit dem Foto von Annie und der Bitte, für ein Buch schlafende Menschen in seinem Hotel fotografieren zu dürfen, wohlwissend, dass er so gut wie niemanden dort fotografieren lässt. Überraschend kam dann gleich die Antwort: „It’s perfect, let’s do it!“

Wie war die Zusammenarbeit mit dem prominenten Hotelier André Balazs, der unter anderem auch mit Uma Thurman liiert ist, oder war – der gilt ja als überaus charismatisch.

André unterstützt Künstler und Ideen, die er gut findet. Er ist unglaublich charmant und hochintelligent. Du kannst mit ihm auf einer Party Spaß haben, und dann innerhalb einer Sekunde kann er umschalten und ein Problem analysieren und auf den Punkt bringen. Insofern ist es großartig, mit ihm ein Projekt zu verwirklichen.

Erfährst Du in Amerika eine andere Wertschätzung Deines Berufs?

Ja, der Stellenwert ist ein anderer. Fotografie hat dort eine große Tradition, erfährt sehr viel Wertschätzung und trifft auf ein breites Interesse. „Image“ ist in Amerika ja eine wichtige Angelegenheit! Treibt dann zuweilen auch etwas kuriose Blüten …