Diven & Durchblicke
14,5 Zentimeter mal sechs Zentimeter und ca. 30 Gramm Kunststoff – das sind die Grundinfos über eine Brille. Geschätzte 1.200 verschiedene Modelle hat der Wiener Designer Robert La Roche (*1938) geschaffen, durch Yoko Ono, Meryl Streep, Meg Ryan und Arnold Schwarzenegger wurden sie zu Kultobjekten. Zehntausende davon hat er noch in Bananenschachteln in einem Lager im achten Bezirk gebunkert. Brillenputztücher raus, Lesebrille säubern – ein Gespräch über ein bewegtes Leben.
„Mein letzter Wille, eine Frau mit einer Brille.“
David Meran: Wie finden Sie es, Sonnenbrillen im Klub zu tragen?
Robert La Roche: Wer das macht, will entweder etwas verbergen oder damit auffallen. Das sind die zwei Extreme. Meistens wollen die Menschen eher das Zweite, denn ich glaube nicht, dass die Lichtorgeln der Nachtklubs zu störend für die Augen sind.
Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie laut eigenen Schätzungen zufolge rund 1.200 Brillen entworfen und rund vier Millionen Menschen zum stilsicheren Durchblick verholfen. Nach dem Verkauf der Marke 1999 und der Auflösung Ihrer Filialen in München und New York blieben über 10.000 Brillen übrig, die heute in Ihrer Garage, gut verpackt in Bananenschachteln, Vintage-Fans anziehen. Sind Sie ein bescheidener Mensch?
Ja, lieber Bananenschachteln statt Tresor (lacht). Man denkt vielleicht, dass ich Helikopter-Skifahren gehen würde oder so Sachen. Mir ist ein gutes Butterbrot mit Schnittlauch lieber als irgendein steifes opulentes Abendessen. Ich leiste mir den Luxus, schöne, alte Uhren zu sammeln – aber ich könnte selbstverständlich auch ohne sie leben.
Zu schreiben gäbe es genug über Ihre vergangenen 83 Lebensjahre. Ich fasse zusammen: Kriegsjahre als kleiner Bub am Land, Statist bei Sissi-Filmen, Wirtschaftsstudium in Wien, Arbeit bei der UN, in den 60er-Jahren starteten Sie eine internationale Marketingkarriere und waren für Unternehmen in den USA, Deutschland und Japan tätig, wo Sie Anfang der 70er-Jahre deutsche Packerlsuppen auf den japanischen Markt brachten. Danach nahm Sie der österreichische Brillenpionier Wilhelm Anger unter seine Fittiche, bis Sie das Gefühl hatten, „Ich kann es selbst besser“. Sie gründeten Ihr Brillenlabel „Robert La Roche“, wie kam es dazu?
Es war eine ganz andere Zeit als heute. Brillen hatten ein eher negatives Image, grausliche Sprüche wie „Brillenschlange“ oder „mein letzter Wille, eine Frau mit einer Brille“ waren Usus – die kennt man heute glücklicherweise nicht mehr. Damals war die Brille ein notwendiges Übel, heute ist sie ein Kulturgut geworden. Es gab bis dahin keine namentlich bekannten Brillendesigner, es war immer eine anonyme Arbeit. Ich lernte Herrn Anger kennen, der bot mir ein gutes Gehalt. Er beschritt mit seiner Designlinie „Viennaline“ damals neue Wege. Zumindest wusste man, dass die Brillen aus Wien kamen. Er war clever und begann auf Lizenzbasis mit Porsche Design, Carrera und Christian Dior zu kooperieren.
„Ich war addicted!“
Der Österreicher Udo Proksch, Unternehmer, schillernder Salontiger und legendärer Netzwerker, Besitzer der Wiener Hofkonditorei Demel und später Mörder von sechs Menschen, designte ebenfalls in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren für die österreichische Firma Wilhelm Anger.
Mit Udo Proksch alias „Serge Kirchhofer“ bin ich eben genau in dieser Zeit der Bruchstelle reingekommen. Die 70er-Jahre waren eine Art Öffnung. Die ersten Optikerinnen begannen ihre weißen Mäntel auszuziehen und dieses paramedizinische Gehabe wegzulassen. Goethe sagte schon: „Die Augen sind die Fenster zur Seele.“ Ich denke, man schaut einem Menschen zuerst in die Augen, nicht auf die Schuhe, Uhr oder Handtasche. Wenn Sie eine hässliche Brille haben, dann sind Sie als ganzer Mensch optisch entwertet. Die Leute haben erkannt, dass die Brille ein Ausdruck ihrer Persönlichkeit ist. Und je mehr wir das gepusht haben, desto erfolgreicher wurden wir. Es war der Beginn des Bewusstseins, dass hinter dem Designobjekt ein kreativer Kopf steckt, also eine Person, die für einen definierten Look steht. Wenn Sie heute jemanden fragen, welche bekannten Brillendesignerinnen sie kennen, fällt ihnen wahrscheinlich ein Label, aber keine Person dazu ein. Damals gab es eben uns beide: Serge Kirchhofer und Robert La Roche.
„Ich würde am liebsten eine Brille aus Ton modellieren.“
Ihre Startkollektion war extrem dünn und doppelfarbig. Aber auch die Reduziertheit britischer Krankenkassabrillen haben Sie inspiriert – Sie trugen wohl dazu bei, dass die Brille von einer unmodischen Sehhilfe zum Designstatement avancierte. Aber warum die Faszination für Brillen?
Die Brille war wie ein Virus für mich. Wissen Sie, Brillen sind ein extrem schwieriges Produkt, man hat maximal 14,5 Zentimeter mal maximal 5,5–6 Zentimeter und in diesem kleinen Feld muss man arbeiten und sich von anderen unterscheiden. Mein Geheimnis ist, dass ich mich ständig selbst imitiert habe. Bedeutet konkret: Die Innenform der Modelle habe ich gleich gelassen, denn die hat sich mit dem guten Sichtfeld bewährt, ich habe nur die Außenkonturen verändert, aber das merkt niemand – nicht mal der Optiker. Ein Millimeter runter, die Brille schaut traurig aus, ein Millimeter hinauf, und die Brille schaut vielleicht keck aus. Es ist sehr viel Feinarbeit mit dabei, wie bei einem Goldschmied – ich war addicted!
„Junge Burschen schossen einen Optiker nieder, um diese Brillen zu stehlen.“
Wie haben das andere Marken gemacht?
Damals waren Marken wie „Silhouette“ oder „Rodenstock" zwar bekannt, aber deren Designerinnen agierten oftmals im stillen Kämmerlein. Dora Demmel etwa – die Grande Dame des Brillendesigns – entwarf für „Silhouette“ wunderschöne Kollektionen, sie blieb aber anonym. Bei mir war das anders, ich verknüpfte meine Person mit meiner Marke, ich war eben einer der Ersten, von dem man wusste, der entwirft nur Brillen.
Und so entstanden langsam Marken, wo eine Person dahinterstand, zum Beispiel auch die Cazal-Brillen des Österreichers Cari Zalloni. Die Brillen sind heute begehrte Sammlerstücke. Damals empfand ich sie eigentlich als hässlich, mit so auffälligen Brücken, aber sie wurden in New York in der Jazz-Szene von schwarzen Musikerinnen getragen, das war der Durchbruch in Amerika. Der Hype war so groß, dass junge Burschen sogar einen Optiker niedergeschossen haben, damit sie diese Brillen stehlen konnten und in der „New York Post“ stand: „They even kill for a Cazal!“ – natürlich die beste Werbung, die diese Firma je haben konnte. Das war der Durchbruch der Designer-Brillen.
Setzt man sich mit einer Sonnenbrille ein Stück weit eine neue Persönlichkeit auf?
Natürlich, mit einer auffälligen Brille ist man in der Sekunde gestylt. Man kann sich hinter Brillen verstecken, wie Greta Garbo etwa, wenn sie in New York einkaufen gegangen ist. Auch jeder Einbrecher setzt eine Sonnenbrille auf. Eine Brille ist aber viel mehr, Kreisky spielte ständig mit seiner Brille in den Händen und machte sein Gegenüber dadurch nervös. Auch eine Möglichkeit.
„Die Brille war wie ein Virus für mich.“
Sie waren auch Statist bei beiden Sissi-Filmen! Steckt in Ihnen ein unerkanntes schauspielerisches Talent?
Nein (lacht)! Mit achtzehn Jahren hatte ich so eine Durchschnittsgröße – nicht dick, nicht schlank, nicht groß, nicht klein! Ich passte in jede Husaren-Uniform. Man wurde nach Drehtag bezahlt – und das war nicht schlecht, das habe ich während meines ganzen Studiums gemacht. Bei drei Moser-Filmen war ich auch dabei, einmal waren wir Halbstarke – ganz in Leder angezogen oder mussten rauchen, was für mich als Nichtraucher sehr anstrengend war.
Erzählen Sie mir von Ihren Anfängen als Brillendesigner von dem italienischen Mustermacher Giovanni in Norditalien und wie man über Telefon eine Brille designen kann!
Ich bin anfangs mit nichts Vorzeigbarem, aber mit vielen Ideen nach Italien gefahren und habe alle wichtigen Fabriken, die Brillen herstellen, abgeklappert. Mit einer Fabrik hatte ich großes Glück. Da gab es einen tollen Mustermacher. Das ist der Mann, der deine Ideen in eine Brille übersetzt, das, was du plump andeutest, skizzierst und verbal kommunizierst. Es war alles „Learning by doing“. Ich habe beim Machen gelernt, Brillen zu machen.
„Völlig absurd eigentlich!“
Sie sprechen von Ihrem Mustermacher Giovanni?
Wir wurden Freunde! Ich habe ihm österreichische Schmankerl aus Wien mitgebracht, kannte seine Familie und schickte ihm Weihnachtskarten. Mit Giovanni habe ich am Telefon die Brillen besprochen, auf Italienisch. Völlig absurd eigentlich, kommt es doch auf einen Millimeter an! Wir arbeiteten auch mit einem Faxgerät, welches alles etwas verzerrte – heute mit den technischen Zeichnungen und 3D-Druckern unvorstellbar, aber es hat geklappt. Ich kann mit keinem Computer designen und lehne das auch ab! Es ist mir zu unpersönlich und führt auch dazu, dass zu viele Produkte gleich aussehen. Ich würde am liebsten eine Brille aus Ton modellieren. Am Beginn habe ich mit Laubsägen gearbeitet, das war einfach zu mühsam! Der kleinste Fehler und Sie müssen wieder von vorne beginnen!
„Ich lehne ab, mit einem Computer zu designen! “
Heute braucht man vielleicht Influencerinnen, Sie hatten damals bereits Meryl Streep, Meg Ryan und Arnold Schwarzenegger, die in ihren Filmen „Robert La Roche“-Brillen trugen. Auch das Wiener Burgtheater verwendete beispielsweise in Elfriede Jelineks „Sportstück“ Ihre Brillen. Wie machten Sie das? Wie kommt man zu solchen Product Placements?
Damals war das alles bedeutend schwieriger, weil es keine sozialen Netzwerke gab. Es war harte Arbeit, in Produktionen reinzukommen. Ich bin alle paar Wochen persönlich nach München zur Vogue gefahren und habe ihnen meine Brillen präsentiert. Bin bei vielen Fashion-Shootings selbst aufgetaucht und half bei der Auswahl unserer Brillen mit. Ich habe immer darauf bestanden, dass meine Brillen zumindest namentlich erwähnt werden. Mit Hollywood hat es geklappt, weil Meg Ryan privat eine Brille trug und sie diese auch in einem Film tragen wollte! Großes Glück! Es gibt keine Formel. Uns haben die Ausstatterinnen immer gesagt, wir sollten bloß nicht ungefragt Brillen schicken, sie würden von allen Designerinnen damit überschüttet und verteilen sie dann nur gratis am Set.
Was war Ihnen wichtig?
Beispielsweise hat jeder Optiker von mir eine persönliche Karte zu Weihnachten bekommen. Das ist für mich wichtiges Micro-Marketing gewesen. Es ist eine Strategie- und Zeitfrage. Die heutige Gesellschaft hat keine Lust mehr, bis um zehn am Abend Weihnachtskarten zu schreiben.
Für mich war zum besseren Verständnis meiner Kollektion die Farbenreihenfolge extrem wichtig. Alle Vertreter erhielten von mir eine Vorlage, wie die Kollektion gezeigt werden sollte. Es musste stimmig sein! Auf den Messen ordnete ich ständig alles wieder um, denn ich war mir sicher, wenn ich meine Brillen leicht verständlich präsentiere, verkaufe ich auch besser!
„Das fand Warhol witzig!“
Sie schalteten damals nur Inserate in Zeitschriften wie Andy Warhols legendärem „Interview“ oder der Zeitschrift „Detail“. Andy Warhol lud Sie in sein Studio zum Mittagessen ein. Die vielen bunten Pillen, die auf seinem Teller lagen, inspirierten Sie später zu der roten Brille, die Sie für ihn maßfertigten. Worüber sprachen Sie beim Essen?
Ich kannte ein paar Leute vom Magazin und ich handelte für doppelseitige Anzeigen einen Deal aus. Deshalb war ich ein paarmal bei Redaktionsessen, es waren so um die 15 Leute und alle haben munter geschnattert, der Meister selbst war eher griesgrämig, aß kaum, saß vor seinen Pillen und sprach kaum was.
Welche Pillen?
Vitamine, Uppers, Downers – so was halt. Beim Design für seine Brille habe ich mich sehr bemüht! Sie ist besonders geworden, ich verzichtete auf den stabilisierenden Draht im Bügel, dadurch benötigten der Rahmen und die Bügel eine gewisse Dicke. Als Detail habe ich links und rechts kleine durchsichtige Fenster in den dicken roten Bügel eingearbeitet. Das fand Warhol witzig! Leider besitze ich kein Foto von der Brille.
„Ich flippte aus, wenn die Briefmarken schief aufgeklebt wurden.“
Sie haben es geschafft, Ihre Marke sehr stark an Ihre Person zu koppeln. Ist Kontrolle ein Thema bei Ihnen?
Bei Kontrolle denkt man immer an einen Buchhalter – genau das bin ich nicht. Ich kann mit Zahlen nicht so gut umgehen, mich interessieren Bilanzen nicht sehr. Natürlich ist der Erfolg eine angenehme Begleiterscheinung, aber mir ist das Ästhetische am wichtigsten. Es war hilfreich, die Identität der Marke mit meiner Person so eng zu verknüpfen, mit dem Nachteil, dass ich auch immer an allem schuld war, wenn's schiefging. Zum Thema Kontrolle noch: Ich bin ausgeflippt, wenn Briefmarken auf meine Kuverts schief aufgeklebt wurden. Diese Kleinigkeiten sind wichtig! Stichwort „Corporate Identity“!
Wurden Sie so erzogen?
Ich glaube nicht. Meine Schwestern und Nichten sind das Gegenteil von mir. Vielleicht bin ich ein Kuckuckskind (lacht).
„Eine hässliche Brille entwertet den Menschen!“
Wir haben beide in Tokio gelebt, Sie, Herr La Roche, Ende der Sechziger, ich hingegen im Jahr 2016. Sie eroberten den japanischen Markt mit Fertigsuppen und versuchten, der japanischen Bevölkerung ihr traditionelles Frühstück streitig zu machen. Essen Sie selbst Fertigsuppen zum Frühstück?
Nein, mein heutiges Frühstück ist nicht japanisch, aber insofern luxuriös, weil ich mindestens drei verschiedene Brotsorten auf dem Tisch stehen habe, dazu guten englischen Tee, wenigstens drei Marmeladen, die ich am Yppenmarkt kaufe, mit wenig Zucker, zumindest zwei Honigsorten und dazu Cottage-Cheese, den ich leidenschaftlich gerne esse. Also mein Frühstück ist nicht so banal wie das, was ich in Japan verkauft habe!
Wie war das?
Das klassische japanische Frühstück ist kompliziert zuzubereiten, mit Alge, Reis, Ei, Miso, Suppe, und unsere Idee war, diese aufwendige Prozedur durch eine wohlschmeckende Packerlsuppe abzulösen. Zur Vorbereitung auf meine Funktion in Japan war ich auch zwei Wochen lang in der Schweizer Fabrik und daher weiß ich auch, dass diese Suppen mit wirklich super Ingredienzien hergestellt werden. Dort saßen fünfzig Frauen und zerlegten manuell gekochte Hühner. Die Suppe zu Hause ist dann in ein paar Minuten fertig und man ist bis Mittag satt. Im zweiten Jahr hatten wir schon über 40 Millionen Packerl verkauft.
„Less is more.“
Ihre Designsprache, Ihre Wohnung, Ihr Auftreten wirkt sehr perfektionistisch. Haben Sie die japanische Perfektion und die Reduktion auf das Wesentliche in Japan gelernt?
Ich hatte das vermutlich bereits in meinen Genen, aber Japan hat mich sehr geformt. Ich hatte eine falsche Vorstellung von Japan, ich hatte keine Vorbereitungszeit für dieses Land – anfänglich wollte ich noch Zucker in den Grüntee geben! Japan hat sehr meinem Naturell entsprochen, jedoch nicht was Wohnungseinrichtung betrifft, da hat mir nur das klassische Japan gefallen. Ich bin nie in „Western Style“-Hotels abgestiegen, sondern immer in traditionellen Ryokans. Die Reduktion wurde sicherlich dort gefördert oder es ist mir klarer geworden, wie schön „Less is more“ ist.
Hier in Ihren privaten Räumlichkeiten im achten Bezirk hat das man das Gefühl, das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum treffen sich zu einem heimlichen Rendezvous und hinterlassen hier jedes Mal einen Gegenstand. Sie sammeln afrikanische Masken, ägyptische Köpfe, Teppiche, Malereien, Schwemmgut, Elefantenbilder, alte Uhren – kurzum Objekte mit Geschichten, die die Fantasie beflügeln. Was bedeuten diese Objekte und welchen Stellenwert hat Wohnen für Sie?
Einen extrem hohen Stellenwert, ich wohne seit meiner Geburt, bis auf die zehn Jahre, wo ich im Ausland lebte, in diesen Gemäuern. Für mich ist die Wohnung wie meine zweite Haut. Diese Wände sind das Spiegelbild meines Lebens, ich habe hier japanische Möbel, Kunst und sehr viele Reisemitbringsel. Hier liegt ein Teppich, eingepackt seit zwei Jahren, ich weiß noch nicht, wohin damit. Letztens fand ich, in einer Lade versteckt, eine alte Muranoglas-Schale, erfreute mich wieder daran und stellte sie auf. Es ist nichts statisch hier, ich schichte immer wieder um und kombiniere gerne. Statt in der Seitenblicke-Gesellschaft zu sein, bin ich lieber zu Hause.
„Das würde ein Österreicher nie sagen.“
Sie sagten mal, Sie seien kein Gesellschaftsmensch? Meinten Sie damit die Wiener Gesellschaft oder haben Sie einfach gern Ihre heilige Ruhe?
Ich würde mich eher als scheu bezeichnen. Mein Sternzeichen ist Steinbock, die sind ja eher introvertierte Menschen – sagt man. Eigentlich bin ich eher ein Einzelgänger, aber das geht halt nicht, wenn Sie mein Markenkonzept durchziehen wollen. Mit Werbeagenturen arbeitete ich nie, nur mit freien Kreativen – über Jahrzehnte mit dem gleichen Fotografen und Art Director. Das führte immer dazu, dass ich bei wichtigen Werbepreisen, etwa die des Creative Club Austria, ohne Agentur und allein auf die Bühne zappeln musste. Am Anfang macht man bei den „Seitenblicken“ mit, weil das großes Publikum bringt, aber dann kam der Moment, wo die mit der Kamera kamen und ich weg war! Wirklich! Meine Frau fragt mich auch jetzt noch: „Warum machst du überhaupt solche Interviews?"
Ja, und warum?
Ja, warum – ich weiß eigentlich nicht warum. Es ist nicht Eitelkeit, sondern irgendwie auch immer noch mein Geschäftsdenken, „präsent“ zu bleiben, ich habe ja noch einige Brillen im Keller zum Verkauf, und ich habe gesehen, welche Resonanz meine Ausstellung „Personal View“ 2016 im Museum für Angewandte Kunst brachte.
Lieber Herr La Roche, ich danke für das Gespräch.