Beginnt sich da so grad etwas wie eine österreichische Pop-Identität oder -Tradition zu etablieren?
CF: Für mich ist ja das größte Vakuum hier das Fehlen einer, wie auch immer gearteten, Rock’n’Roll Tradition. Ich mein damit nicht unbedingt die Musik, sondern den entsprechenden Spirit, den es hier und auch in Deutschland nicht gibt. Das ist der größte Vorteil, den die anglo-amerikanischen Länder haben. Austropop ist ja bis auf ein paar Ausnahmen größtenteils biedere Musik und war für mich immer Anti-Rock’n’Roll.
Ich freu mich daher irrsinnig über diese Schnitzelbeat-Compilations, die ganz obskure Rock’n’Roll Musik aus den 60ern und 70ern versammeln: Da fehlen die schleimigen Kolonovits-Keyboards, da fehlt das Brave und Biedere. Diese Bands haben alle einen Huscher und das ist es, was Rock’n’Roll ausmacht – es hat etwas Widerständiges.
DP: Aufgrund der Vorarbeit vieler Leute ist vielleicht erst jetzt eine Pop-Tradition sichtbar geworden. Nach drei, vier Generationen und zaghaftem Beginn in den 50ern gibt es das vielleicht erst aktuell so richtig.
CF: Natürlich freut es mich, wenn es eine Wiener-Lied-Band in Deutschland schafft. Noch schöner ist , dass die Schnitzelbeat-Compilations in London im Rough-Trade-Store weggehen wie die warmen Semmeln. Mir ist das Kosmopolitische wichtig. Nicht immer dieses kleine, enge „Wir san wir“. Das ist furchtbar.