Skycraper und Sachertorte
Die in Graz geborene Wahl-New Yorkerin Jana Sintschnig liebt es, Geschichten zu erzählen. Diese Leidenschaft macht sie vor, hinter und rund um die Kamera zum Beruf. Uns erzählt sie über ihre Beziehung zu Wien, warum sie gerne Ärztin wäre und dass sie gerne einmal auf den Mond fliegen würde.
Jakob Winkler: Was beschäftigt dich gerade?
Was beeinflusst uns heute?
Das stimmt. Und mit dem Blick auf das Handy nehme ich meine Umwelt anders und weniger bewusst wahr! Du arbeitest als Filmproduzentin, (Drehbuch-) Autorin, Model und Schauspielerin. Wie würdest du dich selbst kurz beschreiben?
Darüber mache ich mir gerade selbst Gedanken (lacht). Als Drehbuchautorin schreibe ich meine eigenen Geschichten, als Produzentin oder Schauspielerin helfe ich die Geschichten von Anderen zu erzählen.
"Mein Leben fühlt sich an wie eine Reise."
Das heißt, du bist gerade „in the making“?
Du bist ja auch erst 27 Jahre alt, ist ja nun nicht so wahnsinnig alt. Du bist vor acht Jahren als junges Mädchen zum Filmstudium in die USA übersiedelt. Heute bist du erfolgreich im Filmgeschäft tätig und wir sitzen in deinem Penthouse in DUMBO mit Blick auf den East River und Lower Manhattan. Lebst du den „American Dream“?
Das gefällt mir sehr gut, wie du mein Leben beschreibst (lacht). Aber so fühlt sich das überhaupt nicht an, sondern es ist für mich immer noch wie eine Reise. Aber vielleicht ist die Reise das Spannendste. Eine Zeit lang habe ich mir gedacht, es wäre so toll, Ärztin zu sein. Da gibt es einen klar vorgegeben Weg. Das bedeutet Sicherheit. Gleichzeitig weiß ich, dass ich den klaren Pfad nie gehen wollte.
Sicherheit gibt es ja heute kaum mehr. Wer hat nach seinem Studium schon einen Job, den man sein Leben lang ausüben kann? Man wird gezwungen, flexibel sein!
"Ich ziehe nach Amerika. Es war mir schon damals klar."
Stehst du nie unter Druck? Hast du auch das Gefühl, dass die Anforderungen an unsere Generation hoch sind? Der Impetus vom Besonderen und Individuellen, Selbstoptimierung auf persönlicher und beruflicher Ebene...
Total! Ich mache mir viel Selbstdruck, aber auch die Gesellschaft um mich herum. Ich versuche bewusst zwischen dem zu unterscheiden, was ich will, und dem, was mir von der Gesellschaft auferlegt wird. Im Endeffekt musst du lernen, dich selbst zu schätzen und in dir selbst das Besondere zu finden. Wenn man darauf hofft, dass die Außenwelt einem Bestätigung gibt, dann ist man eigentlich schon verloren.
Was würdest machen, wenn du alle Möglichkeiten und alles Geld der Welt hättest?
Du bist ständig am Tun, hast laufend neue Projekte am Start. Kurzfilme schreiben, ein Konzept für einen Spielfilm, Schauspielerin in der Webserie G.R.O.P.E. Wie geht sich das alles aus?
Ich stehe sehr früh auf (lacht). Nein, es ist tatsächlich einfach eine gute Planung des Tagesablaufs. Deshalb fällt mir wahrscheinlich auch das Produzieren so leicht.
"Die größte Herausforderung ist, Freiraum zu lassen für spontane Dinge, weil die am meisten inspirieren."
Wenn du einen Moment in deinem Leben rückgängig machen könntest, welcher wäre das?
Warum bist du damals mit 19 aus Österreich weg und warum gerade in die USA?
Was sind die Unterschiede zwischen New York und Wien – in drei Eigenschaften?
New York ist schneller, Wien ist langsamer oder irgendwas Schlimmes (lacht). In Wien gibt es tiefgründigere Gespräche, in New York mehr.
"Wien ist wie eine gute Freundin und New York wie ein überwältigender Gott."
Hat sich dein Bild von Wien geändert, seitdem du weggegangen bist?
Das heißt, man braucht Abstand von Wien, um es schätzen zu lernen?
Hat sich Wien verändert, seitdem du weggezogen bist?
Hat sich der Ruf Wiens im Ausland geändert? Es ist ja lustig, wie die deutsche Sprache hier in den USA auf einmal als unheimlich cool und Berlin als die hippste Stadt der Welt gilt. Wo steht da Wien?
Was macht Wien für dich aus?
Wien ist für mich eine Stadt der Künstler und der Intellektuellen, die aber auch ordentlich einen drauf machen können: rauchen und trinken, die sich aufregen, im Kaffeehaus sitzen. Ich weiß nicht, ob ich das so gut in Worte fassen kann. Ich würde das gerne mit einem Foto zeigen. Ich habe das Gefühl, dass die reiche Geschichte Wiens – sowohl positiv als auch negativ – heute produktiv genutzt wird. Das gilt für den kreativen Bereich, wo die lange Tradition von Kunst weitergetragen und -entwickelt wird. Aber auch im sozialen Bereich. Da hat man viel gelernt. Heute ist Wien eine Stadt, die sich um ihre Bürger kümmert. Und das war nicht immer so.
Was magst du an Wien am meisten, was hasst Du?
Wie schaut das Wien Deiner Zukunft aus?
Und ein Negativszenario...?
Ich hoffe, dass sich die Wiener nicht selbst im Weg stehen. Es gibt schon nach wie vor noch eine Tendenz viel zu reden und wenig zu machen. Und auch die Angst anders zu sein, die haben in Österreich viele.
Wenn du dich endgültig entscheiden müsstest: Wien oder New York?