Die Musen

Die Verwandlung

tobeamuse nennt sich das Projekt der Fotografin und Künstlerin Lilya Corneli und Stylistin Olga Schloemer. Sie laden Kunstinteressierte nach Wien ein, führen ihnen den Zauber der Stadt vor und bieten ihnen am Ende ein exquisites Fotoshooting mit der Verwandlung in eine Muse. Inspiriert von den großen Malerinnen unserer Zeit, werden die Protagonistinnen selbst im Portrait zur Reinkarnation der Kunstwerke vergangener Epochen ...

"Jeder kann eine Muse sein!"

Lisa Peres: Was ist für Dich eine Muse?

Lilya Corneli: Jeder kann eine Muse sein. Wir müssen nur in uns selbst diese Seite finden. Mit tobeamuse will ich zeigen, dass wir das alle können. Mich inspiriert nicht diese vordergründig schöne Frau, mit den schönen Augen. Nein, ich möchte jede Frau "erkennen", was in ihr finden und das dann herausstreichen. Ich will zeigen, dass wirklich jeder Mensch inspirierend sein kann.

Wie kam es zu dem Projekt?

Lilya Corneli: Es gab eine Ausstellung im Belvedere Museum Wien, mit Kokoschka, Klimt und Schiele und ich war so inspiriert. Dort sah ich ein Portrait von Adele Harms (Schwester von Schieles Frau, Anm. d. Red.) und ich dachte mir, dass ich ihr sehr ähnlich sehe und habe dann zuhause mit meinem Handy ein Selfie gemacht und dann auf Instagram gepostet ...

Wie waren die Reaktionen?

Lilya Corneli: Alle haben gesagt, wow, das sieht toll aus. Dann habe ich auch Munch so ausprobiert. Kurz darauf waren meine Freundinnen aus Hamburg bei mir in Wien zu Gast. Wir besuchten das Leopold Museum und machten eine inspirierende Wienrunde, suchten schöne Plätze auf. Als wir zuhause waren, fragte ich: „Mädels, wollen wir auch ein paar Kunstbilder nachmachen?“

"Jeder Mensch möchte gerne in eine Rolle schlüpfen!"

Mit Maria Yakovleva, der Primaballerina vom Staats-Opernballett Wien, habt Ihr Eure erste "offizielle Muse" eingeladen?

Lilya Corneli: Ja, genau. Mit ihr haben wir Gemälde von Matisse und Picasso nachgestellt. Die erste Frau von Picasso war ja eine Ballerina und Matisse hat auch ganz viele Balletttänzerinnen gemalt. Die Fotos haben wir dann auf  Facebook und Instagram gestellt und daraufhin gab es eine riesige Resonanz: Ganz viele Frauen fragten: "Dürfen wir da auch mitmachen? Diese schönen, inspirierenden Bilder!“ Das war dann endgültig der Startschuss für unser Projekt.

Das Projekt ist erst ein Jahr jung. Ihr bietet mittlerweile ein zweitägiges Programm an. Wie läuft das ab?

Olga Schloemer: Die Protagonistinnen bewerben sich bei uns. Lilya sucht dann im Vorfeld perfekt abgestimmt Gemälde aus. Sie werden von uns dann für zwei Tage nach Wien eingeladen. Der erste Tag ist zum Kennenlernen und soll für reine Entspannung sorgen. Wir tauchen ein in eine künstlerische Atmosphäre, bieten ein exquisites Frühstück, gehen mit unseren Gästen ins Museum und schauen uns mit ihnen die Künstler an, von denen wir uns inspirieren lassen wollen. Am Abend verabschieden wir uns dann von der Gruppe und bereiten uns intern im Team auf das Shooting für den nächsten Tag vor.

Olga, Du als Stylistin arbeitest ja schon im Vorfeld, bevor die Darstellerinnen nach Wien kommen?

Olga Schloemer: Nachdem wir festgelegt haben, welche Bilder wir aussuchen, geht es los für mich. Ich beginne, meinen Kleiderpool zu durchsuchen und in Geschäften zu stöbern, um das passende Outfit zu finden.

Ihr verwendet bewusst Kleidung, die man regulär in Shops kaufen kann?

Olga Schloemer: Wir verwenden keine Theaterkostüme, wir nähen auch nichts extra für die Shootings. Wir wollen zeigen, dass die Frau von heute in ein Geschäft gehen kann, sich dort etwas anzieht und aussehen kann wie die Muse von Picasso.

"Wir machen die Welt schöner, gemütlicher und freundlicher!"

Am Tag des Shootings kommen dann alle in Euer Studio?

Olga Schloemer: Ja, da treffen wir uns dann am Morgen alle und haben wieder ein gemeinsames Frühstück, um uns einzustimmen und dann geht es los! Dann werden alle Musen von unserer Make-up Artistin geschminkt, werden anschliessend von mir eingekleidet und dann kommt Lilyas Part mit dem Shooten.

Die Bilder werden dann noch überarbeitet?

Lilya Corneli: Ja, meine Technik ist die, dass ich nachher das Photo bemale, mit Wasser– oder  Ölfarben. Dann scanne ich das Bild ein, male die Hintergründe selbst, und überarbeite es noch im Photoshop. Sehr wichtig ist das Make-up im Vorfeld. Das spielt eine sehr große Rolle.

Was ist neu an dieser Idee?

Lilya Corneli: Vorher hatte man Künstlerbilder kopiert, welche von Klimt zum Beispiel und sucht dafür die Rothaarige und steckt sie in das Bild. Wir machen es umgekehrt. Wir sehen die Musen und dann sind wir inspiriert und dann suchen wir zu ihr ein Bild.

Was ist das Inspirierende für die Protagonisten da mitzumachen?

Lilya Corneli: Jeder Mensch möchte gerne in eine Rolle schlüpfen und was neues ausprobieren, das ist wie im Theater. Vor allem für Frauen ist es sehr wichtig, dass sie manchmal eine Rolle spielen, sich anders fühlen. Viele Frauen tragen zum Beispiel jeden Tag schwarz oder dunkelblau, vor allem Businessfrauen oder Juristinnen. Bei uns können sie ganz was Neues ausprobieren, neue Farben ausprobieren, oder auch mal Hüte. Olga, unsere Stylistin, macht viele experimentale Dinge mit Klamotten, da kann man auch was Neues für sich finden. Ganz viele Frauen gehen von uns weg und berichten dann, sie hätten sich das Shooting-Kleid im Anschluss gekauft, oder im Alltag dann ihr Styling verändert.

"Wien hat mir viele schöne Momente geschenkt!"

Wie laufen die Shootings ab, das sind ja alles keine professionellen Models?

Lilya Corneli: Für mich ist es sehr wichtig, dass diese Frauen keine professionellen Models sind. Es ist unheimlich interessant für uns, aber auch für sie, an ihnen neue Seiten zu entdecken. Natürlich sind die Frauen manchmal anfänglich sehr verschlossen, aber ich sorge dann für Entspannung, mache ihnen Mut, sich mal von einer anderen Seite zu zeigen. Das läuft eigentlich immer super.

Dürfen sich die Frauen die Bilder mitnehmen?

Lilya Corneli: Ja natürlich. Sie bekommen die Bilder in digitaler Form mit und dann können sie sich das Bild natürlich ausdrucken und bei sich aufhängen.

Gab es schon eine Ausstellung?

Lilya Corneli: Ja, wir hatten schon bereits eine in Lissabon, wo wir wir unsere Musen ausgestellt haben. Wir haben auch schon zwei Bildbände publiziert, das dritte ist in Planung. Wir arbeiten auch mit dem Albertina Museum in Wien zusammen, von dem wir große Unterstützung erhalten. 
In Zukunft würden wir auch gerne mit anderen Museen kooperieren, eventuell mit dem Kunsthistorischen. Da gäbe es viele interesante Musen aus dem Mittelalter oder der Renaissance.

Habt Ihr nach dem Projekt auch noch Kontakt zu Euren Gästen?

Olga Schloemer: Ja, das ist das Schöne! Es sind viele Freundschaften – auch unter den Musen - entstanden. Wir schaffen Netzwerke! Musen-Netzwerke! Wir machen die Welt schöner, gemütlicher und freundlicher! (lacht)

Wie oft findet tobeamuse statt?

Lilya Corneli: Wir versuchen alle zwei, drei Monate eine Gruppe einzuladen. Wir machen auch private Shootings, für Frauen oder auch Männer, die lieber alleine kommen wollen, oder lieber nicht in einer Gruppe shooten möchten. Dann finden wir für sie ein Bild und machen das auch privat.

Wo siehst Du das Projekt in fünf Jahren?

Lilya Corneli: Ich lebe im Augenblick, ich genieße diesen Augenblick. Es ist mehr ein soziales Projekt mit Menschen. Diese Kommunikation mit Menschen, ein Kunstwerk zusammen zu schaffen, das ist das Ziel.

Wo trifft man Dich in Wien?

Lilya Corneli: Im Museumsquartier, da gehe ich mit meinem Mann sehr oft hin. Die Albertina liebe ich, im Guesthouse Vienna sind wir sehr oft. Wien ist ein Geschenk für mich und Wien hat mir viele schöne Momente geschenkt!

Und Olga, was ist Wien für Dich?

Olga Schloemer: Ich habe mich in diese Stadt vom ersten Augenblick an verliebt. Ich bin aus dem Flugzeug ausgestiegen und da fand ich schon die Luft angenehm (lacht). Die Stadt ist so offen, bunt und freundlich! Eine Stadt, die inspiriert. Wien ist, wie als ob man die Eltern von seinen Freunden besucht. Alle sind herzlich, alle umarmen einen. Ich hatte immer Glück mit dem Wetter, Wien ist ein Zufluchtsort, wo ich mich trotz Arbeit am besten entspannen kann. Als Künstlerin fühlt man sich in Wien Zuhause.

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www.lilyacorneli.com