In High Heels

Bizarre Nachrichten aus einer intimen Welt

Die Geschichte von Mari Katayama schreibt sich wie ein Märchen des 21. Jahrhunderts: Praktisch über Nacht erlangte sie Bekanntheit über das soziale Netzwerk MySpace, als sie dort ein Foto von sich inmitten ihrer selbstgenähten Stofftiere liegend hochlud. Was dabei Aufmerksamkeit erregte, war nicht nur ihre Handwerkskunst, sondern ebenso ihre amputierten Beine und Prothesen. Tibiale Hemimelie nennt sich die seltene Krankheit, die bei der japanischen Künstlerin als Kind diagnostiziert wurde und zur Verkürzung ihrer Schienbeine sowie zur Verformung ihrer Hand führte. Als Mädchen traf sie die Entscheidung, ihre Beine amputieren zu lassen, um somit eines Tages mittels Prothesen laufen zu können – wohlgemerkt in High Heels. 

Text: David Meran, Lena Stefflitsch

„Ich bin mir nicht sicher, ob so etwas wie ,Intimität‘ in dieser Welt existiert.“

Was bedeutet Intimität für Dich?

Da ich nicht gerade gut darin bin, mit Leuten auszukommen, ist es schwierig für mich, eine intime Beziehung mit jemandem aufzubauen. Daher habe ich kein konkretes Bild davon, was der Begriff „intim“ bedeuten soll. Selbstverständlich ist Intimität nicht durch die einseitige Kommunikation realisierbar, aber ich persönlich bezweifle, dass gegenseitige Kommunikation wirklich möglich ist. In diesem Sinne bin ich mir nicht sicher, ob es so etwas wie „Intimität“ in dieser Welt tatsächlich existiert.

Auf welche Frage möchtest Du eine Antwort finden?

Im Laufe meiner Projekte frage mich immer: „Ist das wirklich notwendig oder nicht?“ Was auch immer das Material ist, dem ich gegenüberstehe, ich versuche, ein kritisches und strenges Urteil darüber zu fällen, um zu sehen, ob es sich wirklich als Arbeit eignet.

„Ich fürchte Menschen mehr als Geister.“

Was ist das schönste Kompliment, das Dir jemals jemand gemacht hat?

Ich befürchte, ich kann mich an keines erinnern.

Wovor fürchtest Du Dich am meisten im Leben?

Ich fürchte Menschen mehr als Geister, obwohl ich noch nie welche gesehen habe. Was mir am Menschen unheimlich erscheint, ist, dass er dazu neigt, zu viele Dinge zu erschaffen, die unkontrollierbar sind, wie beispielsweise Automobile und Atomkraftwerke. Menschen nutzen ihre Fähigkeiten, um Dinge zu kreieren und Dinge zu zerstören.

Was ist Dein liebster Körperteil und warum?

Ich würde sagen, meine Stimme, weil es der einzige Teil ist, den ich mit meiner Mutter gemeinsam habe. Sonst gibt es keine anderen Teile meines Körpers, die ich besonders mag.

Wenn Du etwas auf der Welt verändern könntest, was wäre das?

Ich würde die Todesstrafe vollständig abschaffen.

Was machst Du morgens als allererstes?

Ich öffne den Vorhang, danach mache ich Frühstück und richte eine Lunchbox für meinen Mann. Vor der Geburt meiner Tochter hatte ich keine Morgenroutine.

Danke für das Gespräch.

Dieses Interview ist in der Printausgabe #1 „The Private Issue“ erschienen. Sie können das Magazin in unserem SHOP bestellen.


Mari Katayama (japanisch: 片山 真理) isr 1987 geboren 1987 und eine japanische Multimedia-Künstlerin, die für ihre Skulpturen und Fotografien bekannt ist. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Themen wie Körperbild, Identität und ihre Erfahrung als Amputierte.

Der Herzchirurg

Text: Lena Stefflitsch

Der Puls steigt. Das Herz pocht. Die Hände schwitzen. Der Atem wird schneller. So fühlt sich Verliebtsein an – oder eine Tachykardie, sprich Herzrasen. Das schönste aller Organe kann lieben, schmerzen, brechen und aufhören zu schlagen. Es steht für unsere tiefsten Wünsche und gilt in vielen Kulturen als Sitz der Seele. Einen Blick in unser Innerstes erhalten nur diejenigen, die wir in unser Herz schließen – oder Herzchirurgen. Wahrscheinlich sieht Johannes Gökler, Assistenzarzt am Herzchirurgischen Zentrum des AKH Wien, das Organ, das uns alle am Leben hält, deswegen weitaus pragmatischer. In einem Gespräch erzählt das frühere Armani-Model, wie schnell eine Herztransplantation vonstattengehen muss, was mit „kaputten Herzen“ geschieht und ob ein neues Herz aus einem Menschen einen anderen macht.

Der Künstler & Anwalt

Text: Antje Mayer-Salvi

Der Wiener Guido Kucsko ist ein international erfolgreicher Künstler, Anwalt und Honorar-Professor für Geistiges Eigentum. Bei seinen Vorlesungen am Juridicum kann es schon mal passieren, dass er spontan ein Zauberkunststück zum Besten gibt. Wann ist eine Idee einzigartig? Haben wir ein Copyright auf unsere Handschrift? Kann Künstliche Intelligenz Schöpferin geistigen Eigentums sein? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Kucsko nicht nur in seiner Kanzlei, sondern auch in seinem Atelier.