Der Arnold

Steirerblut ist kein Himbeersaft

Thal bei Graz ist eine kleine Gemeinde mit weniger als 2.400 Einwohnerinnen, in der 1947 eine steirische Eiche das Licht der Welt erblickte, deren Wurzeln auch nach ihrer transatlantischen Umpflanzung nicht verschwunden sind. Überall spürt man die Präsenz der Ikone Arnold Schwarzenegger. Ein Locationcheck.

Text: Bernardo Vortisch, Fotos: Anja Kundrat

Arnold Schwarzenegger in Terminator (Wachsfigur)

Klaus und ich sind in der Obersteiermark aufgewachsen, mit einer Kuhweide direkt vor der Haustür unserer kleinen Wohnung, in der wir uns ausmalten, wie schön es mal sein müsste, nicht mehr in dieser gottverdammten provinziellen Enge ausharren zu müssen. Unsere Langeweile vertrieben wir uns mit verschiedenen Formen des Eskapismus – für meinen Bruder war das vor allem Bewegung, und sobald er alt genug war, Kraftsport. Er wird seine professionelle Fitnesstrainer-Ausbildung bald abgeschlossen haben. Wir sind wie Arnie, Steirerbuam, die es in die Ferne zieht.

Wir beide treffen im Geburtshaus Schwarzeneggers in Thal, heute ein Museum, Peter Urdl, bester Freund aus Kindheitstagen, der in der Volksschule mit Arnie die Schulbank drückte. Sie facetimen noch immer alle zwei Wochen miteinander. 

Sein Kumpel, so erzähl Peter Urdl, brach nach einem Monat als Bäckerlehrling ab, das Mehl, der Staub und das frühe Aufstehen waren nicht sein Ding, schon mehr die Lehre als Einzelhandelskaufmann bei einer Firma für Tischlereibedarf. Dort bestand seine Aufgabe vor allem darin, schwere Sachen zu heben. So zumindest die Sage. Der Chef hätte immer gesagt: „Solange wir den Arnold haben, brauchen wir keinen Hubstapler.“ Schon mit 13 Jahren, so sein Freund Urdl, war Arnie ungewöhnlich zielstrebig und wissbegierig und träumte davon, in die USA zu gehen und Mr. Universum zu werden. Wie wir wissen, blieb das kein frommer Wunsch. 1968 ging er ins Exil und wurde weltbekannt. Man muss nur (raus) wollen!

„Unsere beiden Eltern hatten kein Geld, um mit uns auf Urlaub zu fahren, wir waren Arbeiterkinder. Unser Feriendomizil war der Thaler See“, erzählt Peter Urdl. Der See war zu damaligen Zeit Trainingsgrund der österreichischen Kraftsport-Szene – keine Bodybuilder, sondern Gewichtheber und Dreikämpfer. Sie trainierten mit selbstgebauten Geräten, unter anderen an einer Klimmzugstange, die zwischen zwei Bäumen aufgehängt wurde (siehe Foto). Arnold und sein Freund Peter Urdl bettelten zuerst den Bademeister, dann die Sportler an, ob sie die Geräte nicht auch verwenden durften. Zehn Jahre später war Schwarzenegger zweifacher Mister Universe und „Hercules in New York“. 

Der Thaler See war auch der Ort, an dem Schwarzenegger im Jahr 1986 der Nichte von John F. Kennedy, Maria Shriver, auf einem kleinen Ruderboot einen Heiratsantrag machte. Das „Boot des Versprechens“ ist neben dem See aufgebahrt, als Ausstellungs- und Erinnerungsstück, ausgestattet mit einem ausgebleichten Foto des jungen Paares. Wir gehen am Ufer spazieren, bevor wir uns entscheiden, auch ein Boot zu mieten. Wir haben uns den schönsten Tag des Jahres für unseren Ausflug ausgesucht. Die Luft ist von sommerlicher Schwere, morgen soll es wieder regnen. Ich kann ihn mir gut vorstellen, den für seinen Alter sehr großen 13-Jährigen Arnie, wie er an einem solchen Sommernachmittag zum See runtergeht. Ein junger Mann, der in die weite Welt wollte und seine provinzielle Heimat hinter sich ließ, hat diesen magischen Ort nie ganz verlassen. 

Als wir wieder anlegen, sehen wir Schwarzeneggers alten Freund Peter Urdl, der in der Heimat zurückblieb, bestens gelaunt bei einem Spritzer beim Bootsverleih sitzen. Er habe heute eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen durch das Museum geführt. Am Ende der Führung haben sie neben der lebensgroßen Statue Schwarzeneggers – über-lebensgroß für die meisten – ein Gruppenfoto gemacht. Nach jeder Führung schickt er Arnold die Fotos nach Kalifornien, damit der diese auf seinem iPad unterzeichnen kann.  

Dieser Beitrag ist in der Printausgabe 5/2022 „The Provinz Issue“ erschienen. Sie können das Magazin in unserem SHOP bestellen.

Das Museum im Arnold-Schwarzenegger-Geburtshaus wurde am 7. Oktober 2011 für die Öffentlichkeit geöffnet und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Es ist täglich geöffnet. 

Der Herr Eidinger

Text: Antje Mayer-Salvi, Fotos: Maša Stanić

Lars Eidinger wird im Gasthaus von Maša Stanić fotografiert.

Lars Eidinger ist? Der wohl beliebteste Bösewicht des deutschen Fernsehens, Schauspieler, Fotograf, DJ – zusammengenommen die omnipräsente Hingabe. Wir sprechen über Fledermäuse, das Böse, die Selbstzerstörung und über Eidinger.

Dirndl & Zopf

Text: Antje Mayer-Salvi, Fotos: Vrinda Jelinek, Produktion: Nicole Adler, Stylist: Ilija Milicić, Hair Stylist: Nieves Elorduy, Models: Joya A., Helena (beide Stella Models), Vova, Ewelina, Annie (Das Deck), Studio: Roland Unger

DIRNDL und ZOPF – was hat es mit diesen traditionellen MODEPHÄNOMENEN auf sich, und wie sehr hat sich das Tragen von diesen in der Gegenwart verändert? 

Die Soap&Skin

Text: Eva Holzinger, Fotos: Xenia Snapiro, Styling: Sarah Zalud-Bzoch

Die Musikerin Anja Plaschg, bekannt als Soap & Skin

„When I was a child, I toyed with dirt. I killed the slugs, I bored with a bough in their spiracle.“ Die österreichische Ausnahmekünstlerin SOAP&SKIN singt von Tod und Schmerz, von Natur und Heilung. Sie durchbohrt uns mit ihrer Stimme und schnürt uns die Luft ab, nur um uns dann im Anschluss besser atmen zu lassen. Man liest den Songtext zu Spiracle anders, wenn man weiß, dass Anja Plaschg in einem steirischen 200-Einwohner-Dorf auf einer Schweinemast aufgewachsen ist. Ein Gespräch über tote Schweine, Würfelzucker-Hexen und sprechende Bäume.
 

Die Wütende

Text: Lisa Peres, Fotos: Hilde van Mas
, Styling: Marlena Gubo

Stefanie Reinsperger ist eine Vollblut-Schauspielerin. Keine Allüren. Dabei ist die gebürtige Österreicherin einer der beliebtesten Schaupielerinnen im deutschsprachigen Raum. Schon zweimal gab sie die Buhlschaft im Jedermann, als Dortmunder Tatort-Kommissarin Rosa Herzog eroberte sie die Herzen des Publikums im Sturm. Doch sie entspricht nicht den Klischee-Vorstellungen eines weiblichen Stars und dafür wird sie angefeindet. Darüber ist sie Ganz schön wütend, der Titel ihres Buches. 

Stefanie Reinsberger © Hilde van Mas (Im Auftrag von C/O Vienna Magazine)