„Wir stellten die Handytarife pantomimisch dar.“
Mein schlimmster Ferienjob war, einen Sommer lang HANDYVERTRÄGE auf der Straße zu verklopfen. Es sollte pro Abschluss 35 Euro geben, und angeblich gingen die auch weg „wie die warmen Semmeln“. Die Realität im DONAU PLEX sah dann ein bisschen anders aus: Die Firma hatte mit dem Stellplatz etwas nicht richtig hingekriegt, deshalb durften wir keine Menschen ansprechen. Meine Teamleiterin Susanne kam auf die tolle Idee, die TARIFE doch einfach PANTOMIMISCH darzustellen und den Passantinnen die Formulare stumm zu unterbreiten. Das war natürlich zum Scheitern verurteilt. Alle, die schon mal versucht haben, „Zehn-Euro-pro-Monat-Tarifverträge bei 24-monatiger Bindung inklusive neuem Huawei-Mobile mit Bluetooth“ mit Händen und Füßen darzustellen, wissen, wovon ich rede.
© Josef Jöchl
Josef Jöchl in jüngeren Jahren. Da nahm die Karriere als Kabarettist schon ihre zarten Anfänge im Wiener Donau Plex.
„Man konnte sich Liebesnächte in deutschen Bahnhofshotels erschleichen.“
Ich begann schon zu Schulzeiten, mit Begeisterung Sommer-, Neben- und Wochenendjobs zu machen. Erstens brauchte ich irgendwie immer Geld und es machte mir auch einfach Spaß. Auf der Landstraßer Hauptstraße stand ich beim FLOHMARKT vor einem Lederwarengeschäft und entdeckte früh meine Qualitäten als VERKÄUFERIN. Im HISTORISCHEN MUSEUM DER STADT WIEN (heute Wien Museum) lernte ich, wie man eine Ausstellung hängt, also zumindest technisch.
Im HEURIGENHOF BRÜNDLMAYER in Langenlois erfuhr ich, dass man Wein nicht allein in rot und weiß unterscheidet und dass alle möglichen Sorten ein spezielles Glas erfordern. Wenn man zarte 17 Jahre alt ist, schaut das alles so gleich aus im Glas – ich habe bei Degustationen sicher für Verwirrung gesorgt und beim Gläserpolieren mehr für die Konjunktur der Firma Riedl getan als für den Heurigenhof.
Mit meiner ersten GROSSEN LIEB führte ich für das Gallup Institut Befragungen in Zügen durch, unter anderem in NACHTZÜGEN. So konnte man sich, auch mit Eltern, die keine Fans des Auswärtsübernachtens waren, Liebesnächte in deutschen BAHNHOFSHOTELS erschleichen.
© Lilli Hollein
Bonnie & Clyde trieben ihr Unwesen in Nachtzügen: Wer auf diesem Foto Bonnie ist, wissen wir: Lilli Hollein, Kuratorin, Journalistin, VIENNA-DESIGN-WEEK-Direktorin. Clyde – der Glückliche – bleibt anonym.
„Ich musste mir eine Trommel umhängen.“
Es war Anfang der 2000er-Jahre, ich war noch STUDENT. Auf unijobs.at fand ich wohl einen meiner skurrilsten Ferialjobs. Ich sollte PROMOTION in einem Baumarkt in Laa an der Thaya machen. Dass es so weit weg war, war insofern gut, da man Kilometergeld bekam und einen niemand kannte. Ich musste ein überdimensionales rosa und ziemlich muffiges GANZKÖRPERKOSTÜM anziehen und als Duracell-Hase Zuckerl aus einer Umhänge-Trommel verteilen. Darauf spielen konnte man leider nicht. Als Musiker bedauerte ich das damals sehr. Der Kopf des Hasenkostüms war so wahnsinnig schwer, dass ich nach einer Stunde Angst bekam, mir könnte meine Halswirbelsäule brechen, musste aber den ganzen Tag durchhalten. Es war eine TORTUR!
Ich hatte mich aber offensichtlich bewährt: Wenig später durfte ich bei einem STARMANIA-KONZERT, ebenfalls als Duracell-Hase, Gillette-Rasierer verteilen. Dort waren aber fast nur Kinder im Publikum. Ich habe die Dinger also einfach mit nachhause genommen und war – zumindest damals – immer TOP RASIERT.
© Tobias Lintl
Tobias Richter, Künstler und DJ, schloss bei Daniel Richter an der Akademie der bildenden Künste mit Auszeichnung ab. Jobben musste er während des Studiums immer, oft sogar mit vollem Körpereinsatz, z. B. als Hase.
„Wir forderten Entspannung und wurden zur Kartoffelernte eingeteilt.“
Die Sonnenfinsternis war vollständig. Wir saßen mit Müllsäcken vor den Augen an einer italienischen Straße, die wir selber bauten. Für eine karitative Einrichtung, die ein DROGENENTZUGSHEIM hinter dem Hügel betrieb. Ich war 18 Jahre alt. Abends las ich den Baader-Meinhof-Komplex, tagsüber gruben wir LÖCHER, in die wir STEINE schleppten. In der Nähe stand ein Bagger zwischen Brombeersträuchern, aber niemand konnte Bagger fahren, also blieb er bei den Brombeeren. Es war anstrengend. Wir forderten Entspannung und wurden zur KARTOFFELERNTE eingeteilt. Zwei Stunden später meldeten wir uns zum STRASSENBA zurück. Unser wackeliges Teilstück war nach vier Wochen bestimmt zehn Meter lang. Ich denke nicht, dass es jemals von einem Auto befahren worden ist.
© Barabara Zeman
Autorin Barbara Zeman („Immerjahn“) mit Dreadlocks in jungen Jahren. Sehen wir da auch ein Piercing? Diesen ländlichen Alternativlook haben wir alle irgendwann durchgemacht. Gut, dass auch das irgendwann vorbeigeht ...
„Clevere Köpfe bauen clever.“
Es war Sommer, ich war 24 Jahre jung, als ich endlich mein Magisterzeugnis in Kunstgeschichte und Philosophie in der Tasche hatte. Eine Ausbildung, die mir eine steile Karriere und viel, viel Geld versprach. Erst einmal hatte ich aber leider keines, eher im Gegenteil. Mir blieb daher nichts anderes übrig, als auf der Messe BAU UND WOHNENin Wien zu jobben. Meine Aufgabe war hochkomplex: Ich musste in einem hässlichen weißen RAIFFEISEN-OVERALL eine Scheibtruhe voller Prospekte über das Messegelände schieben. Logistisch auch deswegen höchst herausfordernd, weil ich mich immer, wenn ich jemand Bekanntes sah, versteckte – als FRISCH GEBACKENE MAGISTRA war mir das äußerst peinlich.
Drei Tage ging das gut. Beim Abbauen des Messestandes sollte ich mich im Overall nebst Scheibtruhe – „Nur einmal! Ihr seht so süß aus!“, so eine dortige PR-Tussi – mit dem prominenten WITZEERZÄHLER HARRY PRÜNSTER (!) für ein Foto vor das Raiffeisen-Logo stellen. Das sei nur „für intern“. Ich war sehr stolz, dass ich den Job „inkognito“ gerockt hatte.
Zwei Wochen später stand mein Telefon nicht mehr still. „Toll, Superstar Antje! Siehst super aus! Wie hast Du denn das geschafft? Immer vorne mit dabei!“ und so weiter. Was war geschehen? Das Foto von Harry Prünster, Scheibtruhe und mir kam auf die TITELSEITE des RAIFFEISEN-MAGAZINS, das an zigtausende Haushalte in Österreich geschickt wurde. Überschrift: „Clevere Köpfe bauen clever.“
© Antje Mayer-Salvi
Antje Salvi, Gründerin & Chefredakteurin des C/O Vienna Magazine mit 24 Jahren an ihrem top stylischen Bürotisch. Man beachte das elegante Computermodell mit der Rechenleistung eines Taschenrechners. Wenn man etwa ein Bild in ein Wortdokument laden wollte, konnte man entspannt eine Zigaretten rauchen gehen – eher zwei.